Seite:Dillenius Weinsberg 234.png

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Schneidermeister Wörner stiftungsräthl. zum Meßner gewählt. – April. Errichtung einer eigenen Postexpedition zu Weinsberg. Traubenwirth Maier zum Postexpeditor ernannt. Eröffnung der Post mit dem 1. Juli zu großer Bequemlichkeit des Publikums. – Mai. Zweimaliger Feuerlärm von Waldbach her. 8 Gebäude. – Juli. Dr. Lutz, Sohn des Cameralverwalters, setzt sich hier als praktischer Arzt. – Sept. 4–9. General-Visitation durch Prälat v. Geß. – 21. Feier des landwirthschaftlichen Bezirksfestes zu Schwabbach unter Theilnahme einer Öhringer Deputation. – Okt. Der vieljährige Oberamtmann v. Wolf wegen Kränklichkeit in den Ruhestand versetzt. Oberamtsverweser der bisherige Oberamtsactuar Haug.[ws 1] Nachfolger: Regierungsassessor Zais von Ulm, zur Zeit Abgeordneter für das Oberamt Blaubeuren, in welcher Eigenschaft er nach Übergabe des Amts durch Regierungsrath von Schmidlin – im Dez. d. J. – zum Landtag nach Stuttgart zurückkehrte. – Dez. 2. Tod der Frau des Cameralverwalters Lutz – und 15. des Kaminfegers, Oberamtsgerichts-Beisitzers Theurer.

Jahrgang: In den Wintermonaten stark anhaltender Frost. Ende Aprils rasche Erhebung bis zur Sommerwärme; im Sommer nachhaltige Hitze. Große Trockenheit und Wassermangel. Sept. noch trocken; zweite Hälfte schon Frost. Außerordentlich viele Mäuse im Sommer. Dez. ganz ohne Schnee. Höchste Temperatur hier + 27 ° am 18. Aug. Sommertage 85, die meisten im Aug. 28, in Stuttgart 76; niederste − 10 am 13. Jan. Eistage 98 (in Stuttgart 107), die meisten im Jan. 26 und Febr. 24, im Dez. 19. Allgemeiner Charakter: außerordentliche Dürre, daher großer Futtermangel. Herbstesanfang nach einigen Reifen am 12. Okt. Wein Quantität nur 2½–3 Eimer per Morgen. Qualität recht gut. Durchschnittspreise hier 30–35 fl. Absatz gut.

Wegen der außerordentlichen Dürre und Trockenheit höchst geringe Heu- und Klee-Erndte und wegen Ausbrennens der Wiesen fast gar kein Öhmd. Daher großer Futtermangel; allgemeines Verkaufen und Schlachten des Viehs. Tief sinkende Fleisch- und steigende Milchpreise. Heupreise 2 fl. 10 kr. per Centner, Stroh 100 Bund 18–25 fl. Winterfrüchte mittelmäßige Quantität. Qualität gut. Sommerfrüchte gering. Kartoffeln kaum die Aussaat. Preis 36–48 kr. Getreidepreise hier: Roggen 9 fl. 33 kr., Landesdurchschnitt 7 fl. 45 kr.; Dinkel 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 6 fl. 14 kr.; Gerste 9–10 fl., Landesdurchschnitt 7 fl. 14 kr.; Haber 1 Schffl. pr. Morg. Preis 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 4 fl. 51 kr.

Seelenzahl von 1842: 2028, worunter 22 Katholiken.

1843. März. Am 17. ff. herrlicher Lichtstreifen am westl. Himmel, als Schweif eines großen Kometen erkannt, dessen Kern am oder unter dem Horizonte liegt. – 25. Bei der Plenarversammlung des landw. Bezirksvereins in Willsbach Rücktritt des bish. Vorstandes Dec. Dillenius und Übertragung der Vorstandsstelle auf den neuen O.Amtm. Zais. – 29. Ein junger Mensch erschießt sich auf der Burg im Verließ, wird noch lebend in den Spital getragen und stirbt dort nach 3–4 Stunden, ohne über seinen Namen und seine Verhältnisse Auskunft zu geben. Am folgenden Tag kommt sein Bruder von Eßlingen und erkennt ihn als seinen Bruder, Buchbindergesellen und Soldaten Bodmer in Heilbronn. Liebschaft und Schulden bestimmten ihn zur unseligen That. – April. 29. Mittags geräth das jüngere Kind des Oberamtsrichters Römer, ein herrlicher Knabe, vor dem Hause unter einen schwerbeladenen Bretterwagen, während der Fuhrmann hinten sperrt und wird seinen Eltern zu deren unendlichem Jammer todt hinaufgebracht. – Mai. Großes


Anmerkungen [WS]

  1. Georg Christian Haug (1807–1885)