Seite:Dillenius Weinsberg 246.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mittag rücken vom Galgenberg, wo sie auf Piket gestanden, 2 Compagnien Infanterie und eine Schwadron Cavallerie hier ein, ziehen Nachmittags wieder auf’s Piket und kommen zum Übernachten im Rathhaus und in den größeren Wirthshäusern hieher zurück, mit Aussendung von Patrouillen gegen Ellhofen und den Jägerhausberg. Heilbronn ist in Belagerungsstand erklärt und die Waffen müssen abgeliefert werden.

Bald nach Mittag kehren, von der durch den Nachtmarsch und Nahrungsmangel erschöpften, auf Burg Löwenstein, beim Anblick der anrückenden Reiter entmuthigt sich auflösenden Heilbronner Bürgerwehr Einzelne, ohne Waffen, ohne Uniform, zum Theil verkleidet und entbartet, durch hiesige Stadt zurück in die Heimath, oder werden von Militär-Patrouillen als Gefangene – Einer, der noch das Gewehr angelegt hatte, sogar am Strick – eingebracht. Andere suchen waffenlos Umwege über Waldbach, Eberstadt, Erlenbach. Die hiesigen Turner etc. schleichen sich, nach Wegwerfung oder Versteckung der Gewehre, durch Weinberge, Gärten und Nebenthore in die Stadt ein. Das Drohende des frühen Morgens löst sich in ein Ridicule des Abends auf; und von diesem Tage an wird auch hier keine Trommel mehr gehört.

Am 14. Morgens. Das hiesige Militär rückt wieder auf’s Piket. Weitere Einbringung von Gefangenen und von Gewehren, welche in Kartoffeläckern weggeworfen oder versteckt waren. Ein Bäuerlein bringt ein einspänniges Wägelchen voll solcher Gewehre vor die Hauptwache im Rathhaus, obenauf die Lanze, Sattel und Zeug eines bürgerlichen Uhlanen, und an der Seite dessen Säbel tragend, mit dem er zum Gaudium der Soldaten das Pflaster wetzt. Nachricht vom Vordringen badischer Freischaaren bis Wimpfen und Rappenau – gegen welche aber unsere Gegend durch das vorhandene Militär gedeckt ist. eod. 14. Beerdigung des resignirten Cameralverwalters Fetzer, in Anwesenheit Eines der milit. Pikets, das beim Kirchhofe lagert und den Jägerhausweg beobachtet. Der Sohn, Pfarrer Fetzer von Adolzfurth, resignirt und zieht hieher zur Übernahme seines Erbes. – Untersuchung wegen des obenged. Auszuges. Mittlerweile bleibt eine Compagnie Militär noch hier bis zum 18. Mittags, wo sie in die Gegend von Vaihingen zu ihrem Regiment abzieht, das die Grenze gegen Einfälle der badenschen Freischaaren deckt. – 18. Abends. Nachricht von heutiger Sprengung des Rumpf-Parlaments in Stuttgart und Ausweisung der Reichs-Regentschaft, welche das Volk für die Badener bewaffnen wollte. – Einführung der Geschworenen-Gerichte. Weinsberg zum Bezirk Ludwigsburg. – 21. Juni folgd. Man hört, sogar in der Stadt, Kanonendonner von den im Badischen bei Hirschhorn, Aglasterhausen etc. vorrückenden Hessen und Baiern, von Waghäusel – Preußen. Nachricht von Abreise des Rumpfparlaments. – 24. Nachricht vom Einrücken der Preußen in Heidelberg und Mannheim ohne (die befürchtete) Schlacht. – Am 25. Einzug der Preußen in Carlsruhe. Das badische Drama naht seinem Ende. – Juli 1. Gesetz wegen Creiirung von 3 Mill. Papiergeld. – 2. Erscheinen eines demokratischen Wahlgesetzes für eine neue constituirende Landesversammlung. – 25. Als Wahlcandidaten treten bei Wahlversammlungen in Willsbach etc. auf: Theob. Kerner, Gegencandidat Stadtschultheiß Fraas. Die Lichtensterner operiren für Weingärtner Stöckle von Stuttgart. Wahlcandidat auch Revierförster Kommerell, Vorstand des Mainhardter Volksvereins. – Aug. 1. und 2. Wahltage. Umtriebe zu Stimmenzersplitterung gelingen, so daß Fraas Majora, aber nicht das vorgeschriebene ⅓ der Stimmen erhält, daher 10. Sept. wiederholte Wahl, bei welcher Fraas siegt. – 21. Sept. (Matth.-Feiertag.) Landwirthschaftliches Bezirksfest hier bei den Linden unter Leitung des Vorstandes