Seite:Epple keller 29.jpg

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sorgen und ihm über alles zu berichten, S. M. haben den Kleinen in Gmünd liebgewonnen.

Die Probe wurde eines Hindernisses wegen nicht am nächsten, sondern übernächsten Tag abgehalten. Vormittags 9 Uhr wurden wir in den Saal des Theaters, wo die Singproben gehalten werden, bestellt. Es war ein sehr unfreundlicher Regentag. Wir fuhren in der Kutsche zum Theater. Als wir in den Saal eintraten, waren schon einige Herren von der Hofkapelle da, die den Kleinen zu akkompagnieren beauftragt wurden. Von einem Fenster aus konnte man das prachtvolle Residenzschloß betrachten, und der Kleine, der nicht im geringsten schüchtern war, sich aber doch ungemein höflich und bescheiden benahm, beaugenscheinigte alles und konnte sich nicht genug verwundern. Von den umstehenden Personen fragte er bald diese, bald jene um Auskunft über alles, was er sah und hörte, und erwarb sich durch seine Kindlichkeit, durch seine naiven und passenden Fragen und Antworten die Liebe und Freundlichkeit aller Anwesenden.

Nun trat Herr Kapellmeister Lindpaintner herein, und gleich nach demselben der Herr Kammerdirektor v. Kohlhaas mit noch einigen anderen Hofherren, deren Namen mir aber nicht bekannt waren. Die Instrumente – Violine, Altviola und Violincello – wurden nebst der Geige des Kleinen gestimmt. Er durfte nun zuerst

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Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_29.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)