Seite:Epple keller 33.jpg

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Spielen sehr ergötzte. – Abends war Theater, es wurde eine Oper von Rossini, „Die Jungfrau vom See“, gegeben. Vor 1/2 6 Uhr gingen wir hinein, wo uns in der Choristenloge ein Platz angewiesen war. Er besah das ganze Theater um und um, und alles zog ihn mächtig an. Jetzt wurde im Orchester gestimmt. „Ach, was Musikanten“, sagte er. „Sieh nur, wie viele Geigen und die großen Bässe“, u. s. f. Die Ouverture fing an! Der Kleine zitterte vor Lust und Entzücken. Der Vorhang rollte hinauf, mächtig ertönte der Chor, und ganz außer sich, einer Bildsäule gleich, stand der Knabe da – Stellen, die ihn besonders angesprochen hatten, sang er noch im Bette nach, bis er einschlief. Immer sprach er nur von der schönen Musik in Stuttgart.

Als wir nun des andern Tags zum Herrn Kammerdirektor v. Kohlhaas gingen, um uns zu verabschieden und nochmals unsern Dank auszusprechen, sagte der Kleine: „Darf ich nicht gleich hier bleiben? Ach, es ist hier gar so schön und die schöne Musik! Ich mag gar nicht mehr nach Gmünd. Nicht wahr, ich darf in Stuttgart bleiben?“ – „Vorher mußt du nochmals heim und deine Sachen dort in Richtigkeit bringen, dann wird man schreiben, daß du kommen sollst. Ich komme bald selbst nach Gmünd, dann mußt du auch meiner Frau etwas geigen, und bis dahin mußt du

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_33.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)