Seite:Epple keller 38.jpg

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Lesen beigebracht hätte. Ich gab hiervon unterthänig befriedigenden Aufschluß. – Ihre Majestät verlangte auch eine Schrift von dem Kleinen zu sehen. Da wir aber nichts von seiner Hand Geschriebenes bei uns hatten, so fragte ich einen Hofherrn, ob ich es nicht allerunterthänigst wagen dürfte, den Kleinen morgen eine Dankschrift für die allerhöchste Gnade, daß er vor Ihrer Majestät sich hören lassen durfte, schreiben zu lassen, was mir auch sogleich zugesagt wurde, und welche Schrift den andern Tag Ihrer Majestät durch einen Hofherrn überreicht worden ist.*)

Nun mußten wir noch eine Piece aus Tankred spielen und wurden dann allergnädigst entlassen. – Nachdem wir in einem andern Saal Erfrischungen zu uns genommen hatten, begaben wir uns in unseren Gasthof zurück und setzten andern Tages unsere Reise fort. Nach einigen Tagen kam folgendes im Schwäb. Merkur, Nr. 264: Ludwigsburg, im Oktober 1821. Ein kleiner Knabe aus Gmünd, Namens Eduard Keller, 6 Jahre und 6 Monate alt, hat sich hier vor Ihrer Majestät der verwitweten Königin auf der Violine hören lassen, wie schon früher vor Seiner Majestät dem König selbst. Was man an ihm besonders bewundert, ist sein schöner Bogenstrich, seine fertige Applikatur und sein Taktgefühl.


*) Siehe Beilage.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_38.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)