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12 Vorrede. Beschreibung des Landes.


Der obere Arm des Oceans, der an Dänemark zerschneidend vorübergeht, bespült in einem Busen breiterer Ausdehnung die Südseite von Götland, der untere aber, der an der Nordküste von Götland und von Norwegen vorüberzieht, wendet sich nach Osten, wird immer breiter und wird durch eine Krümmung des Festlandes begrenzt. Dieses Meeresende haben die Alten unseres Volkes Ganduik genannt. Zwischen dem Ganduik und dem südlichen Meere erstreckt sich nur ein schmaler Streifen Festland mit der Aussicht auf beide heranspülende Meere; wenn ihn nicht die Natur wie einen Grenzrain den beinahe sich vereinigenden Fluten entgegengeworfen hätte, so würde der Zusammenfluss der Meere Schweden und Norwegen zu einer Insel gemacht haben[1].

Die östlichen Striche dieser Länder bewohnen die Schritfinnen. Dieser Stamm, gewöhnt an seltsame Fortbewegungswerkzeuge[2], sucht im Jagdeifer die unzugänglichen Berghöhen auf und erreicht, was ihm gefällt, auf dem Umwege windungsreicher Abbiegung vom geraden Wege. Kein Berg ragt so steil, auf dessen Gipfel es nicht mit kluggewähltem Umwege im Laufe gelangt. Denn wenn es die Tiefe der Thäler verlässt, so gleitet es um den Fuss der Felsen in gewundener Kreisbahn und durchläuft so seinen Weg mit wiederholter Ausbiegung zur Seite, bis es auf gewundener und gekrümmter Bahn die als Ziel ins Auge gefasste Spitze erreicht. Dieses Volk pflegt bei den Nachbarn die Felle gewisser Tiere als Waare zu verhandeln.

Schweden, welches nach Westen auf Dänemark und Norwegen blickt, wird im Süden und auf einem grossen Teile des Ostens vom Meere umflossen; hinter ihm im Osten findet sich eine mannigfache Anhäufung von verschiedenen Barbarenstämmen.

Dass das Dänische Land dereinst von Riesen bewohnt war, bezeugen die grossen Steine, welche auf den Gräbern


  1. Diese der Natur nicht entsprechende Beschreibung ist vielleicht durch Stellen wie Lucan. 1, 100 oder Curtius Rufus 3, 1, 13 beeinflusst.
  2. Noch erwähnt S. 16516, 3097 und 33022.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)