Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 040.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
30 Erstes Buch.

 Handwanus mit Krieg; dieser aber leistete Widerstand nicht in offener Feldschlacht, sondern in Dünaburg verschanzt hinter dem Schutze uneinnehmbarer Mauern. Da die Höhe der Mauern den Zugang durch eine Bestürmung nicht erlaubte, so liess er durch Vogelsteller Vögel verschiedener Art, die an jenem Orte ihr gewohntes Heim hatten, fangen und an ihren Schwingen angebrannten Zunder befestigen; diese eilten nun zu der Heimstätte ihrer Nester und setzten die ganze Stadt in Brand. Da die Einwohner zusammenliefen, um den Brand zu löschen, so mussten sie die Thore von Verteidigern entblössen. Da griff Hading an und nahm den Handwan gefangen, verstattete ihm aber als Lösegeld seinen Körper mit Gold aufzuwiegen, und obgleich er den Feind töten konnte, schenkte er ihm doch lieber das Leben: die Milde setzte der Wildheit ein Mass.

Als er darauf noch viele starke Stämme des Ostens im Kriege niedergeworfen hatte, machte er sich auf den Heimweg nach Schweden, lieferte dem Swibdager, der ihm bei der Insel Gotland mit einer grossen Flotte in den Weg trat, 25[25] eine Schlacht und erschlug ihn. So erstieg er nicht nur durch die Beute von ausländischen Völkern, sondern auch die Siegeszeichen der Rache für Vater und Bruder[1] eine hervorragende Staffel des Ruhms und tauschte Herrschaft gegen Elend ein; ihm war die Leitung des Vaterlandes vom Geschicke beschieden, noch ehe er es betrat.

In dieser Zeit hielt sich ein gewisser Othinus, obschon er in ganz Europa fälschlich als Gott angesehen wurde, doch häufiger in Upsala auf und ehrte diese Stadt ganz besonders als gewöhnliche Residenz, vielleicht wegen des Stumpfsinns der Einwohner, vielleicht auch wegen der schönen Lage. Seiner göttlichen Majestät wünschten die Könige des Nordens ihre ergebene Verehrung zu zeigen, liessen seine Gestalt in einem goldenen Abbilde darstellen und schickten die Statue als Zeichen ihrer Ergebenheit mit dem Ausdrucke der frömmsten


  1. Guthorm muss also durch Swibdager ums Leben gekommen sein, was Saxo nicht erzählt.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)