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I. Hading. 43

 Aber auch in Tosto lebte der Durst nach Rache. Da es ihm nun bei seinem grossen Verluste nicht möglich war, im Lande die Kräfte zu ersetzen, so ging er als Gesandter nach Britannien. Auf dieser Fahrt verleitete er mutwillig die Schiffsgesellschaft zum Würfelspiele und gab als erster das Beispiel, einen über den Fall der Würfel entstandenen Streit durch Niederstechen des Gegners zu entscheiden. So verbreitete er durch die harmlose Beschäftigung Zwietracht über das ganze Schiff, und der Zeitvertreib, in Streit verwandelt, liess einen blutigen Kampf entstehen. Um nun aus anderer Unheil einen Vorteil zu gewinnen, raffte er das Geld der Erschlagenen an sich und erkaufte damit einen gewissen Collo, der zu der Zeit ein berühmter Wiking war. Mit diesem [35] 35kam er bald darauf in die Heimat zurück, nahm eine Herausforderung des Hading, der lieber sein als seiner Mannen Leben aufs Spiel setzen wollte, zum Zweikampfe an und wurde getötet. Es wollten nämlich die Führer von altem Heldenmute nicht unter einer Gefährdung der Gesamtheit etwas durchführen, was durch das Los weniger erreicht werden konnte.

Nach diesen Geschichten erschien dem Hading der Schatten seiner verstorbenen Gemahlin im Traume und weissagte ihm folgendes:

Wilder als wildes Getier ist ein Ungeheuer als Sohn Dir,
Und mit dem Trotze des Blicks stellt er in Schatten den Wolf.

Nach einer kleinen Weile aber fügte sie hinzu:

Sei auf der Hut; aus Dir ging hervor ein Dir schadender Vogel,
Singschwan an süssem Gesang, Uhu an boshaftem Sinn.

Als der König am Morgen aus tiefem Schlafe erwachte, legte er einem Traumdeuter sein Gesicht vor. Der deutete den Wolf auf den Sohn mit seiner künftigen Wildheit, unter dem Singschwan verstand er die Tochter; der Sohn, verkündete er, werde den Feinden gefährlich sein, die Tochter aber gegen den Vater arge List üben. Der Erfolg stimmte mit dieser Weissagung überein: die Tochter des Hading, Ulwilda, die an einen gewissen Guthormus, einen Unterthan des

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)