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II. Frotho. 49

Geschosse schleudern, während wir ruhen, er möge als unser Stellvertreter die Arbeit des Kampfes auf sich nehmen. Jeder Gefahr entrückt werden wir Gefahr bringen dürfen. Ihr Blut werden wir ihnen nehmen können ohne Verlust an Blut. Den Feind durch Stillliegen zu überwinden ist die beste Kunst. Wer will lieber mit Verlust, als sicher vor Schaden kämpfen? Wer will mit Absicht es auf Einbusse ankommen lassen, wo er ohne Einbusse streiten kann? Glücklicher wird der Waffenerfolg sein, wenn der Hunger als Vorstreiter den Kampf einleitet. Unter des Hungers Vortritt wollen wir die erste Gelegenheit zum Kampfe erfassen. Unser Lager soll von Kampfeslärm frei bleiben; er soll an unserer Statt streiten; wenn er nichts mehr zu bekämpfen hat, dann ist es Zeit, dass wir zur Arbeit schreiten. Leicht wird, wen Ermattung geschwächt, von einer frischen Kraft überwältigt. Die Rechte, die von Abzehrung welk geworden, wird verdrossen in die Waffen kommen. Langsamer wird der die Hand nach dem Schwerte ausstrecken, dessen Kräfte irgend eine Anstrengung vorher schon erschöpft hat. Rasch kommt der Sieg, wo ein Abgezehrter mit einem Kräftigen zusammentrifft. So werden wir, selbst ohne Verlust, Verlust über andere bringen können.“

Nach diesen Worten gab er alles auf, was er als schwer zu schützen erachtete und liess es selbst vernichten; gründlicher als ein grausamer Feind verheerte er das eigne Land, nichts liess er unangerührt, was von dem anrückenden Feinde in Beschlag genommen werden konnte. Den grössten Teil [40] 40seiner Truppen warf er dann in eine stark befestigte Stadt und liess sich hier vom Feinde belagern. Da Frotho es nicht hoffen durfte, die Stadt mit Sturm zu nehmen, so liess er eine grössere Anzahl von sehr tiefen Gräben in seinem Lager ziehen, die ausgehobene Erde unbemerkt in Körben hinausschaffen und heimlich in den Fluss streuen, der unweit der Mauern floss. Diese Falle liess er durch starken über die Gräben gelegten Rasen verdecken; er wollte den Feind, wenn er ohne Vorsicht einrückte, durch jähen Einbruch vernichten und erwartete, dass der Zusammensturz der einsinkenden Erdschollen die Arglosen verschütten sollte. Darauf rückte

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)