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II. Frotho, Haldan. 65

 hingegeben hatte, schuf ihm doch der Kampf in Aussicht mehr Vergnügen, als das Mahl vor ihm, und er beendete das Gelage mit Zweikampf, den Zweikampf mit Sieg. Obgleich er dabei eine bedenkliche Wunde davongetragen hatte, wies er doch die Herausforderung des Kämpen Haquinus nicht zurück und nahm Rache für die gestörte Ruhe mit dem Tode des Herausforderers. Zwei Kammerdiener, die eines Anschlages auf sein Leben klar überwiesen wurden, liess er ins Meer werfen, an grosse Steine festgebunden, indem er das schwere geplante Verbrechen durch die schwere Masse an ihren Körpern bestrafte. Einige Quellen berichten, dass ihm damals Ulwild einen Rock geschenkt habe, den Eisen nicht durchschneiden konnte; wenn er mit dem bekleidet war, so konnte ihn keine noch so scharfe Waffe verwunden. Ich will auch erwähnen, dass Frotho öfter seine Speisen mit gestossenen und gemahlenen Goldspänen bestreute, die ihn gegen einen Anschlag von Giftmischern unter seinen Leuten schützen sollten. Während er den Schwedenkönig Regnerus, der fälschlich des Hochverrates beschuldigt wurde, bekriegte, kam er [51] 51um, nicht durch eine Waffe, sondern erstickt durch die schwere Rüstung und durch seine Körperhitze, und hinterliess drei Söhne, Haldanus, Roe und Scatus.

Diese, an Tüchtigkeit gleich, packte gleichmässig die Sucht, König zu sein; Drang nach Herrschaft erfüllte jeden, Rücksicht auf die Brüder band keinen. Wen allzugrosse Eigenliebe erfasst, den verlässt die Nächstenliebe, und niemand kann gleichzeitig für sich in Ehrgeiz und für andere in Freundschaft handeln. Der älteste von ihnen, Haldan, liess seine Brüder Roe und Scat töten, befleckte die Bande der Natur mit einem Verbrechen, ergriff die Herrschaft durch argen Mord, und um ja kein Beispiel von Grausamkeit zu versäumen, liess er ihre Anhänger festnehmen, zunächst zur Strafe in den Kerker schliessen und dann aufhängen. Sein Geschick ist namentlich deshalb merkwürdig, weil er, der immer nur in seinem ganzen Leben auf Werke der Grausamkeit bedacht gewesen war, sein Lebensende durch Altersschwäche gefunden hat, nicht durch das Schwert. 

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)