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68 Zweites Buch.


Gemahlin Swanhwit verschied bald nach ihm an einer Krankheit, der Folge ihrer Trauer; sie folgte ihrem Manne im Tode nach, weil sie nicht durch ein längeres Leben von ihm getrennt sein wollte. So wollen oft Menschen wegen einer ganz hervorragenden Liebe, die sie einem andern im Leben geweiht, diesen auch beim Scheiden aus dem Leben begleiten.

Ihnen folgte ihr Sohn Hothbrodus, der um das Reich zu erweitern, Krieg in den Ostländern führte und nach grossem Blutbade unter diesen Völkern zwei Söhne, Atislus und Hotherus zeugte. Ihnen bestellte er zum Erzieher einen gewissen Gewarus, der durch grosse Wohlthaten[1] an ihn gefesselt war. Nicht zufrieden mit dem Siege in den Ostländern, griff er auch Dänemark an, zwang den König Roe dreimal zur Schlacht und erschlug ihn. Als Helgo hiervon erfuhr, schloss er seinen Sohn Rolwo in die Burg von Lethra ein; für das Leben des Erben [53] 53wollte er sorgen, wie auch immer das Geschick mit ihm verführe. Um das Land von der Fremdherrschaft zu befreien, liess er die von Hothbrod eingesetzten Befehlshaber durch seine Leute, die er Stadt für Stadt schickte, niederhauen. Den Hothbrod selbst und alle seine Macht vernichtete er in einer Seeschlacht; so zahlte er nicht allein des Bruders, sondern auch des Vaterlandes böse Behandlung mit rächenden Waffen heim. So kam es, dass ihm, dem jüngst wegen der Tötung des Hunding ein Beiname geworden war, nun die Vernichtung des Hothbrod eine Zubenennung einbrachte. Ausserdem bestrafte er die Schweden, gleich als wenn sie durch die Kämpfe noch nicht genug gelitten hätten, noch durch eine recht demütigende Anordnung: er bestimmte nämlich, dass die Versehrung eines Schweden nicht nach der Norm der gesetzlich festgelegten Busssätze gesühnt werden solle. Darauf wollte er vor Scham über seine frühere Schandthat Vaterland und Heimstätte nicht mehr sehen, ging wieder nach dem Osten und starb daselbst. Einige meinen, dass er bekümmert ob der ihm vorgerückten Schande sich in sein gezücktes Schwert gestürzt und sich selbst den Tod gegeben habe.


  1. Oder hat Saxo auch für diese Zeit unter beneficia Lehn gemeint?
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)