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84 Zweites Buch.


Hialto:
Ist auch die Kraft meiner Hilfe gering, doch bin ich Dir nahe.

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Hier auch, wo wir jetzt stehn, ist Hilfe von nöten, und nirgends

Macht sich die Kraft und die sichere Hand kampffertiger Männer
Stärker erwünscht. Schon haben in Stücke den trefflichen Schild mir
Stählerne Schneiden und Speere geschnitten, in Teile gespalten;
Alle sie, Splitter für Splitter verzehrte gefrässig das Eisen.

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Oberster Zeuge der That ist die That, denn sie zeugt für sich selber;

Besser, man sieht, denn man hört, und treuer ist Auge denn Ohr uns:
Sieh! vom zerschnittenen Schild sind allein mir die Halter geblieben
Und von der Scheibe allein, doch zerhackt und durchlöchert, der Buckel.
[66] 66[WS 1]Jetzt noch, Biarko, Du starker, obwohl Du sträflich gezaudert,
Kannst Du mit tapferen Thaten, was Säumnis verschuldet, ersetzen.

Biarko:
Willst Du noch immer mich schelten, das Herz mir mit Tadel erregen?

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Mancherlei hält uns doch auf; so hat meinen Lauf jetzt gehemmet,

Sperrend den Weg mir, ein Schwert, ein Schwert, das der Schwedische Gegner
Stiess mit gewuchtigem Stoss auf die Brust mir in kräftigem Antrieb.
Wahrlich! nicht schwach war die Faust, die den Knauf zu dem Stosse gelenket:
Alles, was schaffet ein Schwert an dem nacketen Manne, das schuf es

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Trotz meiner Rüstung an mir, durchbohrte die stählerne Decke

Gleichwie das flüssige Wasser, nicht konnte mir Hilfe gewähren,
Wär’ sie auch klein und gering, meines Panzers gehärtete Masse.
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Aber nun sage, wo ist er, der Gott, man nennet ihn Othin,
Mächtig im Streite, der stets sich mit einem der Augen begnüget?

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Sage mir, Ruta, Dich bitt’ ich, erblickst Da nur irgend den Kriegsgott?


Ruta:
Tritt zu mir näher und lenke den Blick durch die Beuge des Armes,
Segne das Auge zuvor mit dem siegverleihenden Zeichen[1],
Willst Du, vor Fährnis gefeiet, den Gott leibhaftig erschauen.

Biarko:
Wenn ich zu schauen vermag den schrecklichen Gatten der Frigga,
Mag auch gedecket er sein mit dem weissen Schilde, und mag er
Lenken das herrliche Ross, nicht heil entkommt er von Lethra;
Mischt er zum Kampf sich mit uns, dann mag man erschlagen den Gott auch.


  1. Wahrscheinlich dem Hammer des Thor.
  1. Vorlage: 6
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)