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II. Rolf. 85
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Uns vor des Königes Augen nehm hin, wenn zu Boden wir sinken,

Rühmlicher Tod. Noch bleibt uns das Leben, drum wollen wir suchen
Ehrlich zu sterben, die Hand soll ein herrliches Ende uns schaffen.
Fall ich, zu Häupten dem Führer, dem toten, dort will ich dann sterben,
Du zu den Füssen des Toten lass, sinkend zum Tode, dich gleiten.

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Wer dann die Haufen der Leichen durchmustert mit Blicken, er sehe,

Wie wir dem Herren das Gold, das zur Gabe er schenkte, vergalten.
Raben dann sind wir ein Mahl, sind Beute der gierigen Adler,
Suchen dann wird seine Speise an uns der gefrässige Vogel.
So müssen fallen im Kampf ohn’ Zagen die edlen Genossen,
Ihrem erlauchten Gebieter und Herrn im Tode vereinigt.

Diese Reihe von Mahnreden habe ich hauptsächlich deshalb [67] 67 in metrischer Form gegeben, weil der Hauptinhalt dieser Sätze in einem kürzeren Gedichte in dänischer Sprache zusammengefasst von manchem Kenner des Altertums auswendig gewusst wird.

Es begab sich aber, dass, während die Goten siegten, die ganze Schar Rolfs fiel, und niemand aus der grossen Zahl der Männer übrig blieb, ausser Wiggo; denn in solchem Masse wurde in diesem Kampfe den hervorragenden Verdiensten des Königs gedankt, dass sein Tod in allen die Begierde erzeugte, auch zu sterben und dass ihm im Tode verbunden zu sein allen erfreuender erschien als das Leben.

Froh liess Hiarthwar die Tische zum Mahle aufstellen und dem Kampfe einen Schmaus folgen, um den Sieg durch ein Siegesgelage zu feiern. Als er sich satt gegessen, sagte er, er bewundere sehr, dass sich niemand aus der grossen Gefolgschaft Rolfs gefunden habe, der sein Leben durch die Flucht oder Ergebung habe retten wollen. Daraus ersehe man, dass sie ihren König in grosser Treue geliebt hätten, da sie ihn nicht hätten überleben wollen. Er schalt auch das Geschick, dass es ihm nicht den Dienst auch nur eines einzigen Mannes aus ihnen gegönnt habe, womit er bezeugte, dass er solche Männer sehr gern in sein Gefolge aufgenommen hätte. Als ihm Wiggo gebracht wurde, freute er sich seiner wie eines Geschenkes und fragte ihn, ob er in seinen Dienst treten wollte. Als der es bejahte, reichte er ihm sein gezücktes Schwert. Wiggo wies die Spitze zurück und verlangte den

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)