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90 Drittes Buch.


dass er die Nachtzeit dem Nachdenken über seine Lage widmete, die Tageszeit aber auf die Beschaffung von Lebensmitteln verwandte. Als er nun einst nach durchwachter Nacht in sorgenerfülltem Sinne müde wurde, fiel der Schatten des Schrats auf sein Zelt, er schleuderte die Lanze nach Miming, warf ihn zu Boden, fing und band ihn, ehe er fliehen konnte. Dann drohte er ihm in wilden Worten den Tod an und verlangte Schwert und Spange. Und nicht faul reichte der Schrat den Kaufpreis für sein Leben, der von ihm gefordert wurde, dar; allen ist eben das Leben mehr wert, als der Besitz, da in den Augen der Sterblichen das Leben das teuerste Gut ist. Hother kehrte hocherfreut über den Erwerb der Kleinode nach Hause zurück, mit wenigen, aber auserlesenen Beutestücken beglückt.

Da Gelderus, der Sachsenkönig, von Hothers Erwerbung Kunde erhielt, so trieb er seine Mannen mit eifriger Mahnung an, ihm die kostbare Beute abzunehmen. Die Mannen gehorchten ihrem Könige und setzten eiligst eine[WS 1] Flotte in stand. Gewar hatte das voraus gewusst, weil er[WS 2] in die Zukunft sehen konnte und in der Kunst der Weissagung sehr unterrichtet war, rief den Hother zu sich und wies ihn an, er solle die Geschosse des Gelder beim Angriffe ruhig über sich ergehen lassen und selbst erst dann Geschosse werfen lassen, wenn er bemerke, dass sie dem Feinde ausgingen; weiter solle er hakenförmige Sicheln mitnehmen, um mit ihnen die Fahrzeuge zu zerreissen und den Mannen des Gelder Helme und Schilde wegziehen zu können[1]. Hother folgte der Weisung und erlebte davon glücklichen Erfolg. Bei dem ersten Angriffe des Gelder liess er seine Leute stille stehen und sich mit den Schilden decken, der Sieg in diesem Kampfe werde durch ruhiges Aushalten errungen werden. Der Feind ging mit seinen Geschossen verschwenderisch um und warf sie in [72] 72seiner Kampflust massenweise, und nur um so blinder begann er Lanzen und Speere zu schleudern, als er den Hother sie


  1. Anregung hat wohl Cäsar b. G, 3, 14 gegeben; übrigens wird die Anwendung der Werkzeuge unten nicht erwähnt.
  1. Vorlage: ein
  2. Vorlage: weiler
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)