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III. Hother. 91


 so ruhig über sich ergehen lassen sah. Sie bohrten sich teils in die Schilde, teils in die Schiffe und brachten nur selten eine Wunde, die meisten wurden erfolglos und ohne zu schaden geschleudert. Denn die Mannen Hothers wehrten, ihres Königs Befehl erfüllend, die Masse der Geschosse, die auf sie flogen, durch das aus den Schilden gebildete Dach ab, und nicht gering war die Zahl derer, die nur mit leichtem Schwunge auf die Schildbuckel auftrafen und in die Fluten des Meeres fielen. Als nun Gelder sich verschossen hatte und sah, dass die Feinde ihrerseits zu den Geschossen griffen und sie nun scharf gegen ihn schleuderten, da liess er an die Spitze des Mastes den roten Schild hängen (das war ein Zeichen des Friedens) und rettete sich durch Ergebung. Hother empfing ihn mit freundlicher Miene und gütigen Worten und überwand ihn ebenso sehr durch seine Milde wie durch seinen strategischen Kunstgriff.

Zu dieser Zeit warb Helgo, der König von Halogia, um die Tochter des Cuso, des Königs der Finnen und Biarmier, Namens Thora, wiederholt durch die Vermittelung einer Gesandtschaft: was an sich unkräftig ist, das bedarf eben einer fremden Kraft. Während die Jünglinge jenes Zeitalters die Werbung um eine Braut mit eigenem Worte zu machen pflegten, war dieser mit einem so erheblichen Fehler der Zunge behaftet, dass er sich nicht nur vor fremden Ohren, sondern sogar vor vertrauten schämte. Wer den Schaden hat, lässt nicht gern andere davon wissen, und zwar sind natürliche Gebrechen um so lästiger, je deutlicher sie zu Tage treten. Cuso wies die Gesandten ab: der verdiene kein Weib, der, weil selbst der Tüchtigkeit ermangelnd, zur Werbung sich Fremder Dienste erbitten müsse. Als Helgo diese Antwort erhielt, beschwor er den Hother, den er als äusserst gewandten Sprecher kannte, für seine Wünsche einzutreten; er versprach dagegen mit Eifer auszuführen, was er dafür verlange. Hother konnte der inständigen Bitte des Helgo nicht widerstehen und ging mit einer Kriegsflotte nach Norwegen, entschlossen mit Gewalt durchzusetzen, was er mit Worten nicht erreichen könne. Als er nun für Helgo mit den gewinnendsten Worten,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)