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98 Drittes Buch.


Speise trugen, das Lager verliessen. Er folgte ihnen eiligen Laufs – ihre Flucht verrieten Spuren im Taue – und trat endlich in ihre gewöhnliche Behausung. Als sie ihn fragten, wer er sei, antwortete er, er sei ein Lautenspieler. Eine Probe stimmte sehr wohl zu seiner Angabe; denn die Saiten einer ihm dargereichten Laute stimmte er zum Vortrage, rührte dann das Saitenspiel mit dem Griffel und liess in kunstfertigem Spiele eine liebliche Weise ertönen. Sie hatten drei Schlangen, mit deren Geifer sie dem Balder die stärkende Speise beim Kochen zuzurichten pflegten, und schon floss aus dem offenen Rachen der Schlangen der Geifer reichlich in den Brei. Einige von den Jungfrauen hätten aus Freundlichkeit gern den Hother von der Speise essen lassen, jedoch die älteste verbot es, es wäre unredlich an Balder gehandelt, wenn sie seinem Feinde einen Zuwachs an Körperkraft verschafften. Er sagte, er sei nicht Hother, sondern sein Gefolgsmann .........[1]. Die Nymphen schenkten ihm nämlich auch in gnädigem Wohlwollen einen herrlich strahlenden Gürtel und einen Sieg verleihenden Leibgurt.

Als er nun seinen früheren Weg auf demselben Steige, auf dem er gekommen, zurückging, da bohrte er dem ihm begegnenden Balder sein Schwert in die Seite und streckte ihn halbtot nieder. Als das den Kriegern verkündet wurde, da erscholl durch das ganze Lager des Hother lauter Siegesjubel, während die Dänen dem Lose des Balder allgemeine Trauer widmeten. Als Balder fühlte, dass das Geschick ihm unabwendbar nahe, da erneuerte er, erregt durch die schmerzende Wunde, am folgenden Tage den Kampf; beim wildesten Toben des Kampfes lässt er sich auf einer Sänfte in die


  1. Der Text ist einmal lückenhaft, wie eaedem und namque zeigt; (in der Lücke ist erzählt worden, dass die Jungfrauen ihm doch von der Speise verabreichen); andererseits ist er aber auch sonst nicht in Ordnung, denn man versteht nicht, weshalb Hother zwei Gürtel erhält; auch der Anfang des folgenden Abschnitts ist nicht recht klar. Der sogen. Gheysmer bietet: „Als er sagte, er sei nicht Hother, sondern sein Gefolgsmann, da schenkten sie ihm nicht nur die Speise, sondern auch einen Sieg verleihenden Gürtel.“
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)