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III. Rorik. 107

 brächen. Und wirklich wurden die Barbaren, die für die Ausführung des Überfalls bestimmt waren, als sie unbekannt mit der Vorsicht der Dänen blindlings über die Schiffe herfielen, alle erschlagen. Der Rest der Slaven, die von der Niederlage ihrer Genossen keine Kunde erhielten, wunderte sich sehr über den Verzug des Rorik und wusste nicht, wie sie ihn sich erklären sollten. Als sie nun lange in ärgerlicher Gespanntheit nach ihm ausgeschaut hatten, und das Warten von Tag zu Tag lästiger wurde, da wollten sie endlich mit ihrer Flotte ihn aufsuchen.

Es war aber unter ihnen ein Mann, hervorragend durch seinen Körperbau, ein Zauberer seinem Stande nach. Als er die Scharen der Dänen aus der Ferne sah, rief er ihnen zu: „Ich mache den Vorschlag, ein allgemeines Gemetzel durch eine Entscheidung im Einzelkampfe zu vermeiden, damit durch die Aufopferung Weniger der Tod der Vielen abgewandt wird. Ich selbst aber werde mich zu einem solchen Zweikampfe stellen, wenn auch einer von euch es wagt, mit mir zu kämpfen. Unbedingt jedoch verlange ich, dass die von mir festgesetzte Bedingung angenommen wird, deren Wortlaut ich so formuliert habe: Wenn ich siege, so soll uns Befreiung von Abgaben zugestanden werden; wenn ich besiegt werde, so sollen euch die Abgaben wie früher gezahlt werden. Entweder werde ich heute als Sieger mein Vaterland von dem Joche der Knechtschaft befreien, oder als Besiegter wieder darunter beugen. Für beides Los nehmt mich als Bürgen und Unterpfand.“ Als das ein Mann unter den Dänen hörte, dessen Stärke mehr im Mute als im Körper lag, da fragte er Rorik, welche Belohnung dem zu teil würde, der die Herausforderung zum Kampfe annehme. Rorik hatte gerade sechs Armspangen, die so mit einander verschlungen waren, dass sie nicht von einander getrennt werden konnten, weil sie durch eine Reihe von Knoten unauflöslich verbunden waren; diese bestimmte er als Lohn für den, der den Kampf wage. Der Mann, der seiner Sache nicht recht sicher war, sagte: „Wenn ich, Rorik, die Sache [84] 84glücklich zu Ende führe, so mag Deine Freigebigkeit den Lohn des Siegers bestimmen.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)