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108 Drittes Buch.


Du magst den Preis nach Deinem Belieben abmessen; wenn mir aber mein Vorhaben nicht nach Wunsch abläuft, welchen Lohn schuldest Du dann dem Besiegten, den entweder der grause Tod oder schwere Schmach packt? Diese hat ja die Niederlage zu Genossen, das ist der Sold der Überwundenen, solche erwartet nichts anderes wie die grösste Schande. Wem wird ein Lohn gezahlt, wem wird gedankt, dem der Preis der Tapferkeit fehlt? Wer hat je einen Mann, der den Sieg verlor, mit Epheu bekränzt, wer mit den Siegespreisen geziert? Der Tapferkeit, nicht der Feigheit wird die Palme zu teil, das Unglück hat keinen Ruhm. Jener folgt der Preis des Verdienstes, dieser entweder ein Ende ohne Erfolg oder ein Leben voll Schande. Ich aber, der ich nicht weiss, wohin das Glück des Zweikampfes sich neigt, erkühne mich nicht keck eine Belohnung zu verlangen, von der ich noch nicht weiss, ob sie mir mit Recht gebührt; denn wer des Sieges nicht sicher ist, darf nicht den sicheren Preis, der dem Sieger zukommt, in Anspruch nehmen. Somit verlange ich, da ich des Sieges noch nicht sicher bin, auch nicht bestimmt das Verdienst des Kranzes; ich will den Gewinn noch nicht, der mir eben so gut Lohn für den Tod, als für das Leben sein kann. Thöricht ist es, seine Hand zu legen an noch unreife Frucht und die pflücken zu wollen, von der wir noch nicht sicher wissen, dass sie uns gebührt. Diese Hand wird entweder den Siegespreis bringen oder das Ende.“

Nach diesen Worten schlug er mit dem Schwerte den ersten Hieb nach dem Barbaren; jedoch der Wille war gut, der Erfolg nicht; denn als ihn nun von dem Barbaren der Gegenhieb traf, da verlor er das Leben unter der Wucht des ersten Streiches. Den Dänen bot er ein betrübendes Schauspiel, die Slaven widmeten ihrem siegreichen Genossen einen grossen Aufzug und empfingen ihn mit prächtigen Siegestänzen. Am folgenden Tage kam er wieder nahe an die Feinde und forderte sie wieder, wie früher, zum Kampfe heraus, sei es stolz auf den frischen Sieg, sei es erfüllt von dem Wunsche, einen zweiten Sieg zu erwerben; denn da er glaubte, dass der tapferste der Dänen von ihm überwunden

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)