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146 Viertes Buch.


haben könne. (2.) Die Kämpfer der zweiten Klasse, die alles, was ihnen in den Weg käme, niederstrecken wollten, die hätten den Athisl heil entkommen lassen, nicht aus Mangel an Willen, sondern an günstiger Stunde; nicht der Mut habe ihnen gefehlt, ihn zu erschlagen, sondern nur die Gelegenheit. (3.) Was aber die Männer der dritten Klasse anbeträfe, welche die Kampfeszeit mit zaghaftem Hin- und Herlaufen zubrächten und damit sogar die Erfolge ihrer eignen Partei hemmten, die hätten vielleicht wohl die Gelegenheit gehabt, den König zu schädigen, sie hätten aber nicht den Mut gehabt, ihn anzugreifen[1]. – Auf diese Weise fertigte er die verwunderungsvolle Frage des Keto ab und sagte noch, mit seiner Erklärung habe er die wirklichen Gründe des Entkommens des Königs gegeben.

Hierauf kam Athisl als Flüchtling nach Schweden zurück, prahlte aber immer noch mit der Erschlagung des Frowin und erinnerte immer wieder an diese Heldenthat mit wortreicher Aufzählung seiner Ruhmesthaten; nicht dass er die aus der erlittenen Niederlage erwachsene Schande gleichmütig ertragen hätte, er wollte aber die Wunde der frischen Flucht durch die Hervorhebung des alten Sieges etwas weniger schmerzhaft machen. Das ärgerte, wie billig, Keto und Wigo, und sie schwuren sich einander zu, Rache für ihren Vater zu suchen. In offenem Kampfe das zu erreichen, machten sie sich selbst keine Hoffnung; deshalb gingen sie, nur mit leichter Rüstung angethan, ohne Begleitung nach Schweden und versteckten ihre Waffen in dem Walde, in welchem, wie sie erfahren hatten, der König sich ohne Gefolge aufzuhalten pflegte. Als sie sich eine geraume Zeit bei Athisl aufgehalten hatten als verbannte Recken und von ihm gefragt wurden, welchem Vaterlande sie angehörten, da antworteten sie, sie seien aus Schleswig und hätten ihr Vaterland um eines Totschlags willen verlassen. Der König verstand das natürlich von einem schon vollbrachten strafbaren Totschlage nicht von einem erst beabsichtigten. Gerade durch diese


  1. Die vierte Klasse kommt natürlich gar nicht in Betracht.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)