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IV. Wermund. 147

 Zweideutigkeit wollten sie ihn mit seiner neugierigen Frage auf eine falsche Fährte locken: ihr an sich ganz richtiger Bescheid sollte ihn zu einer irrigen Auffassung führen, und ihre der Wahrheit entsprechende Antwort sollte, in unmerkliche Dichtung eingehüllt, in ihm eine nicht zutreffende Ansicht hervorrufen. Denn in alten Zeiten verschmähten edle Männer eine Lüge als entehrend. Da sagte Athisl, er möchte gern wissen, wer nach der Meinung der Dänen für den Überwinder des Frowin gehalten würde. Darauf sagte Keto, man schwanke darüber, [111] 111wem man die ruhmverleihende That zuschreiben sollte, da es ja allgemein bekannt sei, dass er in einer Schlacht gefallen sei. Da antwortete Athisl, ganz grundlos setze man den Tod Frowins anderen auf die Rechnung, erhabe ihn ganz allein im Zweikampfe herbeigeführt. Weiter fragte er, ob von Frowin noch Nachkommenschaft vorhanden wäre. Als Keto darauf antwortete, es seien zwei Söhne von ihm da, so sagte er, er möchte gern etwas über ihr Alter und ihre äussere Erscheinung hören. Keto beschied ihn, sie seien ihm an Körper so ziemlich gleich, an Alter ganz gleich, an Wuchs sehr ähnlich. Da sagte Athisl: „Wenn sie den Sinn und den Mut des Vaters hätten, würde ein böses Unwetter über mich hereinbrechen.“ Als er dann fragte, ob sie noch häufig den Tod ihres Vaters im Munde führten, antwortete Keto: was man nicht gut machen könne, das immer wieder zu besprechen sei unnötig; es nütze nichts, ein unheilbares Übel mit ewigen Klagen immer wieder sich vorzuführen. Damit gab er die Lehre, dass man nicht Drohungen vor der Rache herlaufen lassen soll.

Als sie nun den König, um seine Kraft zu heben, täglich allein einen Spaziergang machen sahen, holten Keto und sein Bruder ihre Waffen aus dem Verstecke und folgten ihm auf seinem Gange in einiger Entfernung. Als Athisl sie bemerkte, blieb er stehen, denn er hielt es für unehrenhaft, einem Angriffe auszuweichen. Als die Brüder sagten, sie hätten die Absicht, jetzt Rache an ihm zu nehmen für Frowins Tod, namentlich weil er mit prahlerischem Stolze ihn allein erschlagen zu haben behaupte, da sagte er, sie möchten sich

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)