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154 Viertes Buch.


So geht es denn nach Verabredung zu dem ausgemachten Kampfplatze. Diesen Ort umgiebt der Eiderfluss so mit Umlauf seiner Gewässer, dass man wegen des Hemmnisses des dazwischen fliessenden Stromes nur mit dem Kahne dahin kommen kann. Dahin ging Uffo ganz allein, dem Sohne des Sachsenkönigs aber folgte ein kampfbewährter Kämpe; auf beiden Seiten stand die Biegungen des Flusslaufes entlang eine schaulustige Menge Kopf bei Kopf. Während alle ihre Augen gespannt auf dieses Schauspiel richteten, nahm Wermund seinen Platz auf dem Rande der Brücke, entschlossen im Flusse sein Ende zu suchen, wenn sein Sohn besiegt werden sollte. [116] 116Er wollte lieber den Untergang seines Sohnes begleiten, als den Sturz des Vaterlandes mit schmerzerfüllten Sinnen erleben. Uffo aber, auf den beide Gegner zugleich eindrangen, traute seinem Schwerte nicht recht und fing zunächst ihre Hiebe mit dem Schilde auf; er nahm sich vor, erst in aller Ruhe festzustellen, vor welchem unter den zweien er mehr auf seiner Hut sein müsse, um diesen dann mit einem Schwerthiebe zu treffen. Da Wermund meinte, er beschränke sich in dem entmutigenden Gefühle seiner Schwäche so lange auf das blosse Parieren der Hiebe, so rückte er in seinem Todesverlangen allmählich bis auf den abschüssigen Rand der Brücke, um durch einen jähen Sturz sein Ende zu suchen, sowie es um den Sohn geschehen sei. Jedoch den Alten, der mit so grosser Liebe an seinem Blute hing, schützte das Glück. Uffo rief dem Sohne des Königs zu, er solle ihn feuriger angehn, seiner erlauchten Geburt müsse er durch eine bemerkenswerte That der Tapferkeit entsprechen, es dürfe nicht so aussehen, als ob den Königssohn sein niedriggeborner Begleiter an Tapferkeit überrage. Den Kämpen aber mahnte er, um seinen Mut zu erforschen, er solle sich nicht so schüchtern hinter dem Rücken seines Herrn halten, er solle lieber das Vertrauen, das ein Königssohn auf ihn gesetzt, durch tüchtige Thaten im Kampfe rechtfertigen; sei er ja doch durch dessen Wahl als einziger Kampfgenosse zugezogen worden. Als dieser den Worten folgte und in seinem Ehrgefühle getroffen ihm näher

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)