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170 Fünftes Buch.


Zuerst mag der Vasall erproben, ob das Glück dem Könige günstig ist. Sorge für dein Leben in Frieden, greife die Sache an auf Gefahr anderer. Es ist besser, dass der Knecht umkomme, denn der Herr. Was dem Schmiede die Zange, das mag dir der Trabant thun; jener verhütet mit Hilfe des Eisengerätes eine Verbrennung seiner Hand und schützt sich vor einer Versengung der Finger. Auch du lerne dich schonen und decken durch die Hilfe der Deinen.“ So weit Erik. Götarus staunte, dass Erik, der bisher für unklug gehalten worden war, seine ganze Antwort mit gewählten und gewuchtigen Sinnsprüchen geziert hatte und beschenkte ihn mit dem Beinamen „der Beredte“, denn er urteilte, dass seine hervorragende Klugheit mit der Ehre einer Beibenennung bedacht werden müsse. Bisher hatte sein Bruder Rollerus seinen Bruder durch den absonderlichen Glanz seiner Person vollständig in den Schatten gestellt. Erik bat, es möge der Namengebung auch etwas Handgreifliches beigefügt werden: Namengebung müsse durch ein Geschenk als Zugabe empfohlen werden. Der König schenkte ein Schiff, Scröter nannten es die Ruderer. Es waren aber Erik und Roller die Söhne des Kämpen Regner, Söhne von einem Vater, aber nicht von einer Mutter. Die Mutter des Roller und Stiefmutter des Erik hiess Kraka.

[128] 128Somit fiel nun einem gewissen Rafn durch Gewährung des Königs die Aufgabe zu, auf einem Seezuge die Dänen anzugreifen. Ihm trat Oddo entgegen, der damals das höchste Ansehen als Wiking bei den Dänen unbestritten genoss, ein Zauberer, so dass er oft ohne Kiel das Meer durchstreifend die feindlichen Schiffe durch Stürme, durch seine Zaubersprüche hervorgerufen, scheitern lassen konnte. Um nicht mit anderen Wikingern auf einen Kampf mit den Streitkräften zur See sich einlassen zu müssen, pflegte er die Wogen des Meeres durch seine Zauberei zu erregen und sie zu benutzen, um Schiffbruch über jene zu bringen. Gegen Kaufleute war er unerbittlich grausam, gegen Bauern gnädig; er mass Waren und Pflugsterz nicht mit demselben Masse, die reinliche Bauernarbeit stellte er über das schmutzige Jagen nach Geldgewinn.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)