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V. Frotho III., Erik. 175


hatten. Erik liess sich alles genau berichten, und da er die geringe Zahl seiner Schiffe erwog, [131] 131kam er zu dem Entschlusse, das Wasser zum Verderben des Feindes aufzubieten und dessen Hilfe sich zu verschaffen. Er bestieg daher ein Boot und liess sich mit leisem Ruderschlage nahe an die Schiffe der Feinde fahren, durchlöcherte dann nach und nach die Planken zunächst dem Wasser mit eingedrehtem Bohrer und sicherte sich dann, so dass die Ruder kaum die Luft in Bewegung brachten, die Rückkehr. So vorsichtig benahm er sich, dass keine Wache sein Kommen und sein Weggehen bemerkte. Während er so auf seinem Boote entschlüpfte, drang allmählich das Wasser durch die Ritzen in die Schiffe des Oddo und liess sie tiefer einsinken. Als nun das Wasser immer breiter hineinflutete, drohten sie ganz im Meeresstrudel zu verschwinden; sehr viel trug zu ihrem Sinken die Last der Steine drinnen bei. Und schon wurden die Ruderbänke von den Fluten bespült, schon füllte das Wasser die Gänge bis oben an, da befahl Oddo, als er seine Schiffe beinahe bis zum Rande eingesunken sah, das übermässig geschluckte Wasser mit den Krügen auszuschöpfen. Als so die Bemannung emsig beschäftigt war, die Bäuche der Schiffe vor dem einströmenden Wasser zu schützen, da zeigte sich nahe der Feind. Wenn sie nun zu den Waffen griffen, bedrängte sie wieder schärfer der Strudel; wenn sie zum Gefecht klar machten, so mussten sie aus den Schiffen schwimmen. So führten für Erik die Wasser den Krieg, nicht die Waffen. Es kämpfte für ihn das Meer, dem er Mittel und Wege zu schaden geöffnet hatte. So führte Erik den Kampf, indem er mit mehr Erfolg die Flut als das Eisen anwandte, mit der wirkungsvollen Arbeit der Gewässer, indem er sich vom Meere Unterstützung holte. Der Sieg fiel der Klugheit zu; denn die Flotte, die von den Wogen überströmt wurde, war nicht für einen Kampf zu verwenden. So wurde Oddo mit seinen Mannen erschlagen; die auf Wache standen, wurden abgefangen, und kein Bote des Blutbades entkam.

Als das Gemetzel zu Ende war, beeilte Erik seinen Rückzug und kam an die Insel Lessö. Dort fand er nichts, womit er

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)