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V. Frotho III., Erik. 179


könne man mit Vorbedacht thun, was man schnell thue, blinder Eifer schade nur; schliesslich sei es nicht ehrenvoll, wenige Leute mit einer grossen Menge anzufallen. Klug sei, wer seinem aufgeregten Sinne Zügel anlege und seiner vorübergehenden leidenschaftlichen Aufwallung einen Dämpfer aufsetze. Mit solchen Lehren zwang der König den jähen Zorn des Mannes, einer vernünftigen Überlegung Raum zu geben. Freilich konnte er die Wut, die im Innern kochte, nicht vollständig zur Ruhe bringen: der Meister im Wortgefecht, durch seinen wenig glücklichen Streit ausser Fassung gebracht, verlangte, wo ihm Rache durch Waffen verboten wurde, wenigstens an Stelle der Rache Zauber anwenden zu dürfen.

Das wurde ihm nicht versagt, und so ging er wieder nach dem Strande zu mit einer auserlesenen Schar von Zauberern. Zunächst liess er das abgetrennte Haupt eines den Göttern geopferten Rosses auf eine Stange heften und durch untergelegte Spreizen den Rachen weit auseinander sperren; denn er hoffte, dass er sogleich die ersten Versuche Eriks durch das grause Schreckbild zu Schanden machen würde; er meinte nämlich, dass die dummen Barbaren vor dem Schreckmittel des ihnen vor Augen gehaltenen Rachens ausreissen würden. Und schon kam Erik ihnen seines Wegs entgegen. Als er das Rosshaupt aus der Ferne sah, erkannte er sofort, dass das eine böse Zaubervorrichtung sei, hiess seine Genossen schweigen und vorsichtig auftreten, dass keiner ein unbedachtes Wort spreche, um nicht durch eine unüberlegte Äusserung der Zauberei eine Handhabe zu geben; wenn ein Wort nötig wäre, so würde er für alle sprechen. Und schon trennte sie nur noch ein Fluss zwischen ihnen, da pflanzten die Zauberer, um Erik vom Betreten der Brücke über den Fluss zurück zu scheuchen, [135] 135die Stange, an die sie das Rosshaupt geheftet hatten, hart an ihrem Ufer des Flusses auf. Er aber betrat nichtsdestoweniger ohne Zagen die Brücke und rief: „Auf den Träger falle die Bestimmung seiner Last zurück, uns aber möge ein besserer Ausgang geschenkt werden! Böse ergehe es den Zauberern, den Träger der unheilvollen

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)