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196 Fünftes Buch.


die Tochter übergiebt. Wenn ich die bekomme, dann sollen Götar und ich an einem Tage Hochzeit halten. Dann sorge dafür, dass wir verschiedene Gemächer, die aber die Mittelwand gemein haben, zum Schmause erhalten, damit Du nicht vielleicht Deinen Blick weniger schmachtend auf den König lenkst, wenn Du mich vor Augen hast. Das wird eine wirksame List sein, den Wunsch des Räubers zu vereiteln.“ Darauf hiess er den Brak mit einer ausgewählten Schar tüchtiger Männer nicht weit von dem königlichen Palaste versteckt sich aufstellen, um ihm zur Hand zu sein, wenn es die Not erfordere.

Darauf nahm er Roller zu sich und suchte mit seiner Gemahlin und seiner Habe in erdichteter Furcht ein Entkommen zu Schiffe, um den König zu einem Schritte gegen sich zu verleiten. Als er sah, dass die Flotte des Götar wirklich ihm nachsetzte, sagte er: „Siehe, da entsendet der Bogen der List ein Geschoss der Nachstellung“ und sofort rief er laut die Schiffsleute zur Achtung und wendete das Schiff mit dem Steuer. Als Götar nahe an ihn heran kam, fragte er, wer der Lenker des Schiffes sei; er erfuhr, dass es Erik sei. Wiederum fragte er mit lauter Stimme, ob es derselbe sei, der mit seinem wunderbaren Wortreichtume die Beredsamkeit anderer verstummen lasse. Auf diese Frage antworterte Erik: von ihm selbst sei er mit dem Beinamen „der Beredte“ beschenkt worden, und er habe nicht vergebens die in der Benennung hegende Vorbedeutung aufgegriffen. Darauf gingen beide an das nächste Gestade, wo Götar, als er die Botschaft Eriks vernahm, erwiderte, er wünsche die Schwester des Frotho; dem Boten aber wolle er seine Tochter geben, damit es ihn nicht ärgere, einem anderen seine Frau abgetreten zu haben. [147] 147Es sei nicht unangemessen, dass der Ertrag der Botschaft auf den Boten selbst zurückfalle. Erik also gefalle ihm als Schwiegersohn, vorausgesetzt, dass er durch die Verbindung mit Gunwara die Verwandtschaft mit Frotho erlange. Erik erklärte sich sehr verbunden durch das Wohlwollen des Königs und hiess seine Entscheidung gut; es werde ihm da etwas aus freien Stücken entgegengebracht, worüber

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_206.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)