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V. Frotho III., Erik. 209


unhandlich fürs Ruder. Aber die Übermacht der Zahl nützte ihm nichts, denn die gewaltige Menge der Russen, stärker an Zahl denn an Kraft, musste der kleinen, aber kräftigen Zahl der Dänen den Sieg überlassen. Als Frotho nach Hause fahren wollte, erlebte er ein noch nie dagewesenes Hemmnis der Fahrt. Nämlich eine Unzahl Leichen, dazu Bruchstücke von Schilden und Speeren hatten, von der Flut getrieben, den ganzen Meerbusen bedeckt. So waren die Häfen eng und voll üblen Geruchs. Daher staken die Schiffe mitten in den Leichen fest. Sie konnten auch die umherschwimmenden verwesenden Leichen weder mit den Rudern noch mit Stangen fortstossen; immer trieb, wenn sie eine beseitigt, eine andere heran und klatschte gegen das Schiff. Man hätte glauben sollen, es sei ein Kampf mit Toten entbrannt; es war ein wunderlicher Krieg gegen Leblose.

Nunmehr berief Frotho die Völker vor sich, die er besiegt hatte, und bestimmte, dass jedes Familienhaupt, das in diesem Kriege gefallen war, mit dem Rosse und allem Schmucke seiner Rüstung dem Leichenhügel übergeben werden sollte. Wenn sich an ihm ein Leichenräuber in böser Gier vergriffe, so solle er nicht allein mit seinem Leben büssen, sondern noch mit der Entziehung des Begräbnisses: der solle des Grabes und der Bestattung entbehren. Denn er hielt es für billig, dass, wer an fremder Asche sich vergriff, nicht die Gunst der Bestattung erfahre und mit seinem eignen Körper das Los zur Anschauung bringe, das er einem fremden bereitet. Eines Hundertmannes Leichnam aber oder eines Befehlshabers solle auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden, der aus seinem Schiffe errichtet sei. Zehn Leichen von Steuermännern sollten mit eines Schiffes Feuer verbrannt werden, ein gefallener Herzog aber oder König solle auf sein Schiff gelegt und so verbrannt werden. Eine so genaue Beobachtung schrieb er für die Bestattung der Gefallenen vor, damit er nicht die Gebräuche der Begräbnisse ohne Unterschied lasse.

Schon waren alle Könige der Russen mit Ausnahme von Olimar und Dagus im Kampfe gefallen. Er schrieb auch vor, dass die Russen den Krieg führen sollten nach dem Muster

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_219.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2022)