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210 Fünftes Buch.


der Dänen, und dass keiner eine Frau, wenn nicht in den Formen des Kaufes, heimführen solle. Denn Ehen, in der Form des Kaufes geschlossen, hätten mehr Kraft; beständiger wäre die Treue der Ehe, die durch einen Preis bekräftigt würde. Wenn jemand eine Jungfrau vergewaltigt hätte, der solle durch Abschneiden von Körperteilen gebracht werden, anderenfalls sollte er die Unbill des Beischlafs mit tausend Pfund aufwiegen. Er bestimmte auch, dass, wer ins Heer trete und Anspruch mache auf den Ruhm erprobter Tüchtigkeit, einen im Kampfe angreifen, [157] 157gegen zweie sich wehren müsse, dreien mit mässigem Rückwärtssetzen des Fusses ausweichen, vor vieren aber ohne Scham fliehen dürfe. Auch noch eine andere Gewohnheit in Betreff der Löhnung der Mannen schrieb er den ihm unterworfenen Königen zur Nachachtung vor: den stehenden Haussoldaten befahl er zur Winterzeit mit drei Pfund Silber zu beschenken, den Gemeinen oder Gemieteten mit zwei, den Entlassenen, der den Kriegsdienst hinter sich habe, nur mit einem. Mit diesem Gesetze fügte er der Tüchtigkeit ein Unrecht zu, da er nur die Verhältnisse der Kriegsleute, nicht ihren Mut in Betracht zog. Hierin konnte man ihn eines Missgriffs zeihen, da er den Grad des Verhältnisses zu ihm höher stellte als die Verdienste.

Darauf wurde Erik vom Könige befragt, ob das Heer der Hunnen ebenso gross sei, wie das Olimars und er antwortete in Versen folgendermassen:

Wahrlich! ich habe getroffen ein Volk, das keiner kann zählen,
Seine unendliche Schar fasste nicht Land noch das Meer.
Feuer erglänzten im Kreis, und es lodert’ ein Wald mir entgegen,

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Brände ohn’ Ende ringsum kündeten zahlloses Heer.

Tief sich senkte das Feld, von den Hufen der Rosse zertreten,
Schrillend mit lautem Gekreisch rauschten die Wagen einher.
Laut auf seufzten die Räder, den Wind überholte der Lenker,
Hallend wie Donnergekrach scholl’s von den Wagen daher.

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Kaum jene regellos stürzende Schar der bewaffneten Männer

Trug noch die Erde, die Last wurde zu schwer ihrer Kraft.
Laut zu erbrüllen mich däuchte die Luft und die Erde zu beben,
So in unendlichem Zug eilte das feindliche Heer.
Fünfzehn Fahnen erblickt’ ich, sie flatterten lustig im Winde.

25
Jeglicher waren gesellt kleinere, hundert an der Zahl;
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_220.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)