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V. Frotho III. 225


goldenen Platten, sie war beladen mit funkelnden Bechern, welche meistens noch strahlende Perlen schmückten. Eine grosse Pracht umgab alles. Die Tische bogen sich unter den Speisen, die Mischkrüge waren bis zum Rande gefüllt mit allerhand Trank. Nicht einfacher Wein wurde geboten, sondern weither geholte Fruchtsäfte verliehen der Bowle mannigfachen Geschmack. Die Schüsseln erglänzten von wohlschmeckenden Speisen, meist füllte sie Jagdbeute; es fehlte aber auch nicht an Gerichten aus zahmem Fleische. Die Wirte tranken vorsichtiger als die Gäste. Diese nämlich verlockte das Gefühl der Sicherheit zu einem Rausche, jene wappnete der geplante Überfall gegen die Lockung der Trunkenheit. Die Dänen also, (mein Land möge mir das Wort verzeihen) die ja ein Leeren der Becher um die Wette gewöhnt waren, tranken sich tüchtig voll Weins. Als die Britannen sie so trunken sahen, schlichen sie sich allmählich heimlich von dem Mahle, liessen die Gäste allein in dem Saale und begannen mit allen Kräften die Königshalle mit Riegeln und verschiedenen Hemnissen zu versperren und dann Feuerbrände in das Gebäude zu werfen. Die Dänen aber, die in der Halle fest eingeschlossen waren, schlugen vergebens gegen die Thüren, als das Feuer prasselte; der Ausgang war ihnen versperrt; da stemmten sie sich gegen die Wand und suchten die Mögkeit, da auszubrechen. Als aber die Engländer sahen, dass die Wand unter dem gewuchtigen Andrange der Dänen stürzen wollte, da stemmten sie sich von aussen dagegen und beeiferten sich, den wankenden Bau durch herangeschaffte Blöcke zu stützen, damit nicht der Einsturz der Wand den Eingeschlossenen einen Ausgang öffne. Die Wand wich aber schliesslich doch der kräftigeren Hand der Dänen, deren Anstrengung mit der Grösse der Gefahr wuchs und gewährte nun den Bedrängten einen leichten Ausbruch. Da liess Frotho das Zeichen blasen, um die in den Hinterhalt gelegte Mannschaft herbeizurufen. Sie brach hastig auf beim Klange des tönenden Hornes und liess die Hinterlist auf den Kopf ihrer Urheber zurückfallen. Der König der Britannen wurde mit unzähligen seiner Leute in einem grossen Blutbade erschlagen.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)