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226 Fünftes Buch.


[169] 169Damit erwies die Mannschaft dem Frotho einen doppelten Dienst, denn einmal konnte er so seine Genossen retten und dann die Feinde vernichten.

Inzwischen warfen die Hiberner, als das Gerücht von der Tapferkeit der Dänen immer stärker auftrat, um einen Einfall in ihr Land schwierig zu machen, in ihrer Angst eiserne Stacheln auf den Boden, um das Betreten des Gestades zu verhindern. Das Volk der Hiberner hat nur leichte und einfache Rüstung. Das Haar stutzen sie mit Schermessern kurz, und am Hinterkopfe rasieren sie es ganz ab, um nicht auf der Flucht am Haarschopfe festgehalten zu werden. Ferner wendet es einem Verfolger erst die Speerspitzen zu und pflegt mit Fleiss erst den Nachsetzenden die Schneide des Schwertes entgegenzurichten, auch meist rückwärts die Lanzen zu schleudern, mehr geübt, durch die Flucht zu siegen, als durch den Kampf. So kommt es, dass dann erst die Gefahr hereinbricht, wenn man den Sieg in der Hand zu haben glaubt. Die so hinterlistig fliehenden Feinde verfolgte Frotho nicht hitzig, sondern mit bedachter Vorsicht, so dass er den Fürsten des Volkes, Kerwillus, im Kampfe erschlug. Dessen überlebender Bruder verlor den Mut, den Krieg weiter zu führen und übergab sein Land dem Frotho. Dieser verteilte die gemachte Beute unter seine Leute; er wollte zeigen, dass er allein nach Ruhmgewinne strebe, frei von aller Habsucht und ein abgesagter Feind der Gier nach Gütern.

Nach den Siegen über die Britanner und dem Beutezuge nach Irland kehrte man nach Dänemark zurück, und dreissig Jahre lang ruhte das Kriegsgeschäft völlig. In dieser Zeit wurde der dänische Stamm wegen des grossen Lobes seiner Tapferkeit über den ganzen Erdkreis berühmt. Frotho wollte den Glanz seines Reiches auf eine feste, dauerhafte Grundlage stellen und entfaltete deshalb seine Strenge zunächst gegen Diebstahl und Raub als gegen innere Übel und häusliches Verderben; davon befreit sollten seine Völker ein ruhiges Leben gewinnen, damit nicht der Einzug des ewigen Friedens durch irgend ein Hemmnis der Bosheit aufgehalten

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_236.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)