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VI. Frotho IV., Starkather. 245


seine Zugehörigkeit zu diesem Geschlechte durch eine unheimlich grosse Zahl von Händen bewiesen habe, und sie versichert weiter, dass der Gott Thor vier von diesen, die ungehörig infolge seiner überreichen Natur geschaffen waren, vermittels Durchschneidung der Verflechtung der Sehnen abgetrennt und von der Gesamtheit des Körpers die widernatürlichen Fingerbüschel losgerissen habe, so dass, als nur noch zwei Hände übrig waren, der Körper, der vorher zu einer Riesengrösse sich ausgebreitet hatte und deren Gestalt durch seine unförmliche Menge von Gliedmassen vergegenwärtigte, nunmehr, in die Schranken eines besseren Bildes gewiesen, sich dem kleineren Masse der menschlichen Gestalt fügte.

Vor Zeiten massten sich einige in der Magie bewanderten Leute, Thor nämlich und Othin und andere mehr, die sich auf wunderbare Zauberkunstgriffe verstanden, durch Blendung des Sinnes der einfachen Leute den hohen Rang der göttlichen Majestät an. Sie umgarnten nämlich Norwegen, Schweden und Dänemark mit den Banden der thörichsten Leichtgläubigkeit und bestimmten sie dazu, ihnen eifrig Verehrung zu zollen und befleckten diese Länder vorzugsweise mit Ansteckung ihres Gaukelspiels. So weit breitete sich nämlich die Wirksamkeit ihres Truges aus, dass in ihnen die andern Menschen göttliche Mächte verehrten, sie Götter oder Genossen der Götter nannten, den Anstiftern von Zaubereien feierliche Gelübde darbrachten und einer schändlichen Irrlehre eine nur dem Heiligen gebührende Hochachtung entgegenbrachten. Daher ist es auch gekommen, dass die herkömmliche Reihe der Wochentage bei uns mit ihren Namen benannt wird, während ihnen die alten Lateiner ihre besondere Benennung entweder nach den Namen ihrer Götter oder nach der Siebenzahl der Planeten gegeben haben. Dass aber die, welche von unsern Ahnen verehrt wurden, nicht dieselben waren, welche die ältesten Römer Juppiter und Merkur genannt, und denen Griechenland und Latium einen abergläubischen Gehorsam erwiesen haben, das ergiebt sich ganz deutlich schon aus eben dieser Benennung der Wochentage. Denn der Tag, der bei

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)