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250 Sechstes Buch.


Flucht getrieben waren, liess Starkather alle die Possenreisser, die der Zufall gefangen werden liess, auspeitschen; denn er hielt es für geratener, gegen die Scharen der Gaukler zum Schaden ihrer Haut eine spasshafte Strafe zu verhängen, als nach peinlichem Verfahren ihre Hinrichtung zu befehlen. So ging er gegen den ehrlosen Haufen der Possenreisser und Hanswurste mit entehrender Ahndung vor und begnügte sich, sie mit böser Verhöhnung durch die Peitsche zu strafen. Darauf holten die Dänen in der Stadt Dublin die Schätze des Königs aus der Schatzkammer und liessen jeden davon nehmen, was er wollte. So gross war nämlich die Summe des gefundenen Geldes, dass niemand an eine regelrechte Teilung dachte.

Nach diesem wurde Starkather mit Winus[1], dem Fürsten der Slaven, abgeschickt, um einen Abfall der Ostleute zu dämpfen. [187] 187Sie kämpften zu gleicher Zeit gegen die Kuren, Samländer, Sangaller, kurz gegen die Heere aller Ostleute und erfochten weit und breit herrliche Siege. Ein berühmter Fechter, namens Wisinnus, hatte in Russland einen Felsen, welcher Anafial heisst, zu seinem ständigen Wohnsitze erkoren und suchte Nah und Fern mit aller möglichen Gewaltthat heim. Er pflegte jede scharfe Waffe durch seinen blossen Blick stumpf zu machen. Somit war die Furcht vor Wunden ausgeschlossen, und dieser Umstand gab ihm zu seinen Kräften solche Kühnheit, dass er sogar erlauchter Männer Frauen vor den Augen der Gatten wegriss und zur Unzucht zwang. Aufgeregt durch das Gerücht von diesem Frevel ging Starkather nach Russland, um den Frevler zu beseitigen. Da ihm nichts zu schwer war zur Bezwingung, so überwand er auch den Wisinn im Zweikampfe, nachdem er ihn der Wunderwirkung seiner Kunst beraubt hatte. Er bedeckte nämlich sein Schwert mit einer ganz dünnen Haut, so dass es für den Zauberer nicht erblickbar war, und den Wisinn konnte weder seine Zauberkraft noch seine Körperstärke vor dem Tode durch Starkathers Hand bewahren. Darauf besiegte er


  1. Wahrscheinlich „Rin“, der 2722l erwähnte Sohn des Flebax.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_260.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)