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VI. Frotho IV., Starkather, Ingell. 253


gesetzt wird, das bringt keinen Ruhm und trägt nur kurzlebige und wurmstichige Früchte. Denn wie der Sinn ohne festen Halt ist, [189] 189der seine böse Absicht zu trügen mit heimlichen Künsten verdeckt, so muss auch alles, was mit der Hinterlist zusammenhängt, vergänglich und zerbrechlich sein. Meist hat man ja erlebt, dass ein Verbrechen auf seinen Urheber zurückfällt; dass das auch dem Swerting so ergangen ist, meldet die Sage. Als er, unter dem Scheine einer Einladung zu einem Mahle, den König zu verbrennen sich vorgenommen hatte, wurde er von ihm zuerst angegriffen und erschlagen; freilich tötete er auch jenen. So kam es, dass die Schandthat des einen beider Untergang wurde. Obschon also die List gegen den Feind von Erfolg war, stellte sie doch ihren Urheber nicht vor den bösen Folgen sicher.

Auf Frotho folgte sein Sohn Ingellus. Sein Sinn war dem Ehrbaren abgekehrt, er wich von den Vorbildern seiner Ahnen und gab sich ganz den Verlockungen der ausschweifendsten Schwelgerei hin. Guter Sitte abgewandt, ergab er sich dem Laster und nicht der Tugend, zerriss die Stränge der Enthaltsamkeit, versäumte die Pflichten der königlichen Hoheit und wurde ein ehrloser Sklave des Luxus. Was einem gesetzten Leben entgegen und widersprechend war, das hegte und pflegte er. Den Ruhm des Vaters und Grossvaters befleckte er durch seine Gewöhnung an die schändlichsten Lüste, die Ruhmesthaten seiner Ahnen verdunkelte er durch schurkische Werke. So sehr war er ein Sklave des Bauches, dass ihn nicht das Verlangen beseelte, den Vater zu rächen und Angriffe der Feinde abzuwehren, dass er nicht an Mass und Selbstbeherrschung dachte, wenn er nur seinem Gaumen frönen durfte. Seinen erlauchten Namen schändete er durch feige Trägheit, und indem er ein haltloses und vergnügungssüchtiges Leben führte, freute es ihn, seinen entarteten und von den Bahnen der Väter auf Abwegen weit verschlagenen Sinn sich in die scheusslichsten Abgründe aller Bosheit stürzen zu lassen. Kapaunmäster, Köche, Backpfannen, vielfache Werkstätten der Schleckerei, recht viel Röst- und Würzkünstler beisammen zu haben, das hielt er für Ruhm. Waffen aber, Dienst, Kriege

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_263.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)