Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher VI-IX | |
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280 | Sechstes Buch. |
Magst den kalten Strich Du der Erde wählen,
Wo des Himmels Pol sich erstreckt und umschwingt
Ganz in der Nähe,
Überall wird Scham Dir zur Seite bleiben,
Wird mit dunklem Rot Dir das Antlitz färben,
Wenn der Fürsten Schar zu dem Mahl vereinet
Weil in Ewigkeit Dich die Schande drücket,
Darfst Du niemals wagen Dich einzudrängen
In der Helden Reihn, ein Verworfener bist Du,
Wo Du auch weilest.
[212] 212Frotho hat sein Los einen Sohn gegeben,
Der ans Weltlicht kam ohne Gunst der Götter,
Dessen Herz einnahm, mit der Sünd’ gesellet,
Schmutzige Wollust
Nach dem schmutzgen Bauch seines Kieles hinstrebt,
So der Laster Flut hat sich hin ergossen
Gänzlich auf Ingell.
Also musst aus Furcht vor der offnen Schande
Schlaff im bösen Haus, im berühmten Haufen
Nimmer zu schauen.
Dann wirst elend Du Deinen Bart Dir raufen,
Wenn der Huren Zank Dir den Kopf beschweret,
Peinigt die Ohren.
Da die kalte Furcht Dir den Mut erschlaffet,
Da Du zagst zu sein Deines Vaters Rächer,
Bist entartet Du, in der Sitte völlig
Schon ein schlecht Rüstzeug hätte Dich gefället,
Wie ein Mann den Bock, den er griff, erwürget,
Oder ein schwach Schaf mit dem Messer absticht,
Schneidend die Kehle.
Wird der Dänen Reich als Dein Erbe nehmen,
Denn zu bösem Bund, der den Mut Dir tilget,
Hast Du die Schwester.
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)