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292 Siebentes Buch.


angeeignet. Wenn aber jemand seine Bemühung unter Schmeichelworten in Anspruch nahm, dann pflegte er statt der Heilung mit heimlich wirkender Schadenstiftung zu dienen; denn er meinte, dass Wohlthaten viel rühmlicher mit Drohungen als mit Schmeicheleien geheischt würden. Als Leute des Erik in dem Bestreben, den Haldan einzufangen, seinem Hause bedrohlich nahe kamen, beraubte er sie so der Sehkraft, dass sie das Haus trotz seiner Nähe weder mit dem Blicke erfassen, noch an sicheren Spuren ausfindig machen konnten. So sehr hatte ihrer Augen Licht ein irreführender Nebel geblendet.

Mit seiner Hilfe erhielt Haldan seine volle Kraft wieder, nahm den Thoro, einen geschickten und angesehenen Kämpen, zu sich[1] und kündigte Erik den Krieg an. Als dieser seinerseits die Truppen aufmarschieren liess, sah Haldan, dass Erik ihm an Zahl der Leute überlegen war und wies einen Teil seiner Mannen an, sich im Gebüsche neben dem Wege zu verbergen: er wollte den Feind, während er auf einem näheren engeren Pfade vorrückte, [220] 220durch einen Hinterhalt aufreiben. Erik aber hatte derartiges vorausgesehen, hatte erst die Thunlichkeit des Vorrückens untersuchen lassen und entschloss sich nun, einen Umweg zu nehmen, um nicht durch eine List des Feindes zwischen den steilabschüssigen Windungen der Berge in Bedrängnis zu kommen, wenn er auf dem in Aussicht genommenen Pfade weiter marschiere. So kam es denn zum Kampfe zwischen den beiderseitigen Truppen in einem Thalkessel, der auf beiden Seiten von steilen Bergzügen eingefasst war. Als Haldan in dieser Schlacht die Reihe der Seinen wanken sah, bestieg er mit Thoro einen steinreichen Felsen, riss da die Felsmassen los und liess sie auf den Feind drunten hinabrollen, und mit ihrem Gewicht in ihrem Falle schmetterte er die Schlachtreihe, die auf dem abschüssigen Boden stand, nieder. So kam es, dass er den Sieg, den er mit den Waffen verloren hatte, mit Felsblöcken wieder gewann. Wegen dieser tüchtigen That erhielt er den Beinamen Biar(g)grammus, welcher Name aus den Worten für „Berg“ und

  1. hann hét á þór (FAS 1413. 315).
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_302.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)