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310 Siebentes Buch.


und die Hände sich so wenig weich anfühlten. Er aber antwortete:

[233] 233Ist es ein Wunder, dass hart mir geworden die Höhlung des Fusses,
     Und dass das Haar mir so lang wächst auf dem struppigen Bein?
Hat doch der sandige Boden so oft mir gescheuert die Sohlen,
     Hat mich der Dornstrauch doch oft mitten im Schreiten zerzaust.

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Jetzt durcheile ich springend den Wald, jetzt laufend die Ebne,

     Jetzt ist das Meer, jetzt Land, jetzt ist die Woge mir Weg.
Auch meine Brüste, geschlossen in eiserne Ringe der Rüstung,
     Immer an Anprall des Speers und auch der Pfeile gewöhnt,
Konnten nicht zart sich erhalten dem Griffe, wie euere Brüste,

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     Weil sie ein Mantel bedeckt oder ein glattes Gewand.

Unserer Hände Gewerb war nimmer ein Rocken noch Wollkorb,
     Unserer Hand ist vertraut Wurfgeschoss, triefend von Blut.

Seine Angabe begleitete Sygne sofort mit entsprechender Ausrede und sagte, es sei selbstverständlich, dass die Hände, welche öfter Wunden als Wolle, öfter Kampf als den Rocken handhabten, eine ihrer Thätigkeit entsprechende Härte zeigten, und dass sie für fremde Berührung nicht mit der schmiegsamen, den Frauen eigenen Weichheit die schöne glatte Haut der Nichtsthuer darböten; denn eine Kampfmaid des Hako diene nicht Weibergeschäften, sondern sie sei gewöhnt, ihre blutbespritzte Rechte zu verwenden, um Lanzen zu werfen und Wurfgeschosse zu schwingen. Es sei also nicht zu verwundern, wenn die Fusssohlen durch die endlosen Märsche hart geworden seien, und dass sie, die das Gestade auf ihren Wegen so oft mit seinem rauhen Steinbruch gerieben habe, sich mit dicken, harten Schwielen bedeckten und sich nicht so weich anfühlten wie die derer, deren Füsse keine Ausreise kennten, sondern beständig in den Schwellen des Hofes blieben. Als Hagbarth sie, damit er ein ehrenvolleres Lager erhielte, zur Bettgenossin zugewiesen bekommen hatte, redete er sie unter dem gegenseitigen Liebesgeflüster leise mit folgenden Worten an:

Wenn Dein Vater mich jetzt ergreift,
Mich dem traurigen Tode weiht,
Wirst Du, wenn ich gefahrn dahin,
Unsres Bundes vergessen schnell,

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Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_320.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)