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VII. Haldan, Hildiger. 323


trieb er sie mit Drohungen fort: Gurith solle nie von ihm hören, dass er einen Kampf aus Furcht verweigere. Dann schnitt er eine Eiche ab und gestaltete sie zu einer Keule; so schritt er allein zum Kampfe mit zwölfen und nahm ihnen allen das Leben. Nachdem sie erschlagen waren, begnügte er sich nicht mit dem Ruhme einer so hervorragenden That, sondern liess sich von der Mutter[1], um noch viel grössere zu vollbringen, die Schwerter des Grossvaters[2] aushändigen, von denen das eine Lyusingus, das andere Hwytingus hiess, nach dem Glanze der schön geschliffenen Schneide. Als er hörte, dass zwischen Alwerus, dem Schwedenkönige und den Russen ein Krieg wüte, eilte er sofort nach Russland, brachte den Einwohnern des Landes Hilfe und wurde von allen mit hohen Ehren aufgenommen. Jedoch auch Alwer hatte nicht fern sein Wesen, das Durchschreiten einer kurzen Strecke überbrückte den geringen Abstand beider von einander. Sein Gefolgsmann Hildigerus, der Sohn des Gunnar, forderte die Kämpen der Russen zum Zweikampfe heraus; als er sah, dass sich Haldan darbot, und da er wusste, dass er dessen Bruder (von der Mutter her) war, so stellte er die Bruderliebe über den Ruhm der Tapferkeit und sagte: er, der 70 Kämpen ruhmvoll überwunden habe, werde nicht mit einem wenig erprobten Manne kämpfen. Er hiess den Haldan also sich zunächst in geringeren Proben messen und fortan Dinge unternehmen, die seinen Kräften entsprächen. Das sagte er aber nicht aus Misstrauen gegen seine Kraft, sondern um sein Gewissen rein zu erhalten; denn er war nicht nur ein tüchtiger Streiter, sondern verstand sich auch darauf, Schwerter durch Zaubersprüche stumpf zu machen. Da er sich nämlich daran erinnerte, dass sein Vater (Gunnar) von Haldans Vater (Borcar) erschlagen war, und er unter dem Eindrucke einer doppelten Gemütserregung stand, einmal des Wunsches, seinen Vater zu rächen und dann der Liebe zum Bruder, so hielt er es für geratener, die Herausforderung zurückzuweisen, als


  1. Drot, 24128.
  2. Regnald, 24015 u. 24111.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_333.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)