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VII. Harald Hildetand, Olo. 337

 ihren Eltern raubten und schändeten. So kam es, dass sie auch die Esa, die Tochter des Jarls der Wermier, Olawus, als Beute sich wählten und ihrem Vater sagen liessen, wenn er sie nicht fremder Wollust dienen lassen wolle, so solle er selbst oder einer von seinen Leuten zum Schutze für sein Kind kämpfen. [253] 253Als Olo davon Kunde erhielt, freute er sich über die Gelegenheit zu einem Kampfe und ging zu der Wohnung des Olaw in erborgter Bauerntracht. Als er hier unter den Letzten seinen Sitz bei Tische gefunden hatte und die Hausgenossenschaft des Königs traurig sah, da liess er dessen Sohn mit Fleiss näher zu sich entbieten und fragte ihn, weshalb denn die andern ein so trauriges Gesicht machten. Als der sagte, die Keuschheit seiner Schwester würde in nächster Zeit durch die scharfen Kämpen entweiht werden, wenn nicht jemandes Verteidigung schnell dazwischen trete, da fragte er weiter, welchen Lohn der empfangen würde, der sein Leben für die Jungfrau einsetze. Nachdem Olaw von dem Sohne darüber befragt war, sagte er, dem Schützer werde die Tochter zu teil werden. Dieses Wort weckte in Olo ein gewaltiges Verlangen, die Gefahr zu bestehen. Die Jungfrau aber pflegte ganz nahe an die Fremden heranzutreten und ihre Gesichtszüge unter Vortragung eines Lichtes prüfend zu betrachten, um den Charakter und die Art der Gäste deutlich zu erkennen. Man glaubte, dass sie aus den Kennzeichen und Zügen des Gesichts die Abkunft der gemusterten Männer erschliesse und allein mit ihrem scharfsichtigen Blicke jegliches Blut unterscheide. Als sie nun mit forschenden Augen vor dem Olo stand, da wurde sie vor dem erstaunlichen scharfen Glanze seiner Blicke ganz verwirrt und brach beinahe bewusstlos zusammen. Als die Besinnung allmählich wiederkehrte, und der Atem freier zu gehen begann, da versuchte sie noch einmal dem Manne fest ins Auge zu sehen, stürzte aber in plötzlichem Zusammenbruche des Körpers wie besinnungslos nieder. Als sie zum drittenmale sich bemühte, ihre geschlossenen und niedergeschlagenen Augen zu erheben, da konnte sie nicht allein die Augen nicht bewegen, sondern sich auch nicht auf den Füssen erhalten und fiel in plötzlichem

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_347.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)