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VII. Olo. 339

 Nun erhielt er das Mädchen als Siegespreis; nachdem sie ihm einen Sohn Omundus geboren hatte, bekam er von seinem Schwiegervater Urlaub, um zu seinem Vater zu gehen; als er erfuhr, dass sein Heimatsland von dem Unterkönige Thoro vermittelst des Tosto, des Opfermanns, und des Leotarus mit Beinamen * * * bekriegt würde, ging er dahin, um mit ihnen zu kämpfen, nur mit einem Trabanten in Weibertracht sich begnügend. Als er nicht mehr weit von der Wohnung des Thoro entfernt war, barg er sein und seines Begleiters Schwert in ausgehöhlte Stöcke. Als er die Königsburg betrat, stellte er sich wie ein von den Jahren gebeugter Mann, indem er seinen wahren Gesichtsausdruck durch Schminke unterdrückte. Er gab an, er sei bei Siward der Bettlerkönig gewesen und baue jetzt das Elend, von dessen Sohne Olo mit hartnäckigem Hasse verfolgt. Die Hofleute begrüssten ihn nun zahlreich als König, sanken auf die Knie und boten ihm aus Ulk ihre Hände dar zur Huldigung. Er hiess sie das wahr machen, was sie im Scherze gethan hatten, riss das Schwert heraus, was er und sein Begleiter in den Stöcken trugen und fiel den König an. Ein Teil unterstützte den Olo; sie betrachteten den Scherz als Ernst und wollten ihren Eid, wenn auch zum Spott geleistet, nicht brechen; die meisten aber zerrissen die eitle Verpflichtung und traten zu Thoro. So entstand denn ein Kampf unter den Dienstleuten selbst. Als schliesslich Thoro ebenso gut den Waffen der Seinen wie der Fremden erlegen war, beschenkte der tödlich verwundete Liotarus, weil er schloss, dass Olo der Sieger ebenso lebendig an Geist wie scharf in Thaten sei, ihn mit dem Beinamen der Frische und prophezeite ihm, er würde durch einen ähnlichen Betrug, wie er ihn an Thoro verübt, umkommen; denn zweifellos werde er durch Hinterlist in seinem Hause fallen; und kaum hatte er geendet, da verschied er. So kündete das letzte Wort des Sterbenden mit scharfsehender [255] 255Prophezeiung den künftigen Ausgang des Siegers. Durch diese That brachte Olo mit seiner Ankunft bei dem Vater zugleich seinem Hause den Frieden. Er erhielt von ihm die Herrschaft zur See und erlegte siebzig Seekönige im Seekampfe. Unter diesen waren

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_349.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)