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352 Achtes Buch.


ihres Lebens abzuwenden. Im Nahkampfe freilich scheuten sie sich, ihn zu bestehen, aber aus der Ferne wirkten sie mit Pfeilen, und so wurde Ubbo von rasch aufeinander folgenden Pfeilen aus der Ferne durchbohrt; Mann gegen Mann mit ihm handgemein zu werden nahm sich niemand heraus. 144 Pfeile mussten dem Streiter erst in die Brust sich heften, ehe die Kräfte ihm schwanden, und er das Knie zur Erde senkte. Nunmehr wurde durch die Drontheimer und die Bewohner der Landschaft Dala ein grosses Blutbad unter den Dänen angerichtet. Denn durch die gewaltige Kraft der Bogenschützen forderte der Kampf von neuem Blut, und nichts hat unseren Leuten mehr Verderben gebracht.

Als nun der alte, blinde Harald das traurige Gemurmel seiner Leute hörte, begriff er, dass das Kriegsglück dem Feinde lächle. Er wies also, wie er auf seinem Sichelwagen fuhr, den Bruno, der in heimtückischer Absicht das Amt des Wagenlenkers übernommen hatte, an, zuzusehen, welche Regel Ring in der Aufstellung des Heeres befolgt habe. Dieser verzog sein Gesicht zu einem leisen Lächeln und antwortete, er kämpfe mit der Flügelaufstellung. Als der König das hörte, begann er im Herzen zu beben und in hohem Erstaunen zu forschen, von wem Ring Unterweisung in einer solchen Heeresaufstellung empfangen habe, da doch Othin diese Taktik erfunden und weiter gegeben, und niemand weiter als er selbst von Othin diese neue Lehre im Kriegswesen erhalten habe. Als Bruno darauf schwieg, kam dem Könige der Gedanke, dass er Othin sei, und dass der ihm einst so vertraute Gott jetzt sich unter einer veränderten Gestalt berge, entweder um ihm Unterstützung zu bringen oder zu entziehen. Er flehte ihn nun inbrünstig an, er möge den Dänen, denen er bisher gnädig beigestanden, jetzt auch zuletzt noch den Sieg verleihen und sich ihnen zuletzt so wohlthätig erweisen, wie im Anfange; er versprach, er wolle ihm die Seelen der Erschlagenen als Geschenk darbringen. Jedoch Bruno liess sich durch seine dringenden Bitten nicht rühren; er stürzte den König plötzlich aus dem Wagen, schleuderte ihn auf den Boden, entriss dem Fallenden die

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)