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356 Achtes Buch.


Gerücht ausnehmend empfohlen hatte. Aber die Aussicht, ihre Hand zu erhalten, minderte eine persönliche Ansicht des Ring: er wollte nämlich nur einen Schwiegersohn haben, der schon Beweise seiner Tapferkeit gegeben hätte; denn nach seiner Meinung lag in Waffenthaten so viel Ruhm, wie nach der Ansicht anderer in Schätzen. Um nun auf diese Art berühmt zu werden und sich das Lob der Tapferkeit zu verdienen, unternahm es Omund, die Erfüllung seines Wunsches mit Waffengewalt zu erzwingen, ging mit einer Flotte nach Norwegen und erhob Anspruch auf das Reich Rings als seine Erbschaft[1]. Ihn empfing als Freund der Unterkönig von Jathria Oddo, der sich dahin aussprach, dass Ring ganz zweifellos als Eindringling in das Erbe Omunds zu betrachten sei und bittere Klage darüber führte, dass er von ihm schon vieles Böses habe erdulden müssen. So griff er denn das Land an, das keinen Verteidiger hatte, denn Ring war auf einem Wikingszuge nach Irland gegangen; er liess den Besitz der Unterthanen unangetastet, raubte nur die Privatgüter des Ring aus und erschlug seine Leute; Oddo hatte eine Schar zu dem Omund stossen lassen. Bei all seinen mannigfachen Thaten aber hier und anderswo gewann er es nie über sich, über die herzufallen, die an Zahl der Streitkräfte schwächer waren als er; er vergass nie, dass er als Sohn eines Heldenvaters mit Tapferkeit, nicht mit der Zahl die Kriege führen müsse. Inzwischen kehrte Ring von seinem Seezuge zurück und kam nach Hause. Als er dessen Rückkunft erfuhr, erbaute er ein sehr grosses Schiff, um von dem, wie von einer Schanze aus, den Feind aus der Höhe zu beschiessen. Für dieses Schiff liess er Omothus und Thola, die Söhne des Atylo aus Schonen als Lenker kommen; der eine sollte Steuermann sein, der andere sollte auf dem Vorderdeck kommandieren. Jedoch auch Ring fehlte es nicht an List und Geschick, ihrem Angriffe entgegen zu treten: er zeigte nur einen geringen Teil seiner Streitkräfte und liess den Feind im Rücken anfallen. Omund erfuhr von seinem Kunstgriffe durch Oddo und schickte Truppen ab, die

  1. Als Enkel des Siward 25024.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_366.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)