Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 369.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
VIII. Omund, Starkather. 359


Als demnach Omoth und Thola auftraten und sich erboten mit den Herausforderern des Königs zu kämpfen, lobte sie zwar Omund sehr, lehnte aber zunächst ihr Eintreten ab, um den Schimpf zu meiden. Zuletzt liess er sich aber doch durch die unausgesetzten Bitten seiner Leute erweichen und verstand sich dazu, sein Glück durch fremde Hand zu versuchen. In diesem Zweikampfe ist Bero, wie die Sage erzählt, geblieben, Thorias aber verliess den Platz schwer verwundet. Der König liess ihn zunächst von seinen Wunden heilen, nahm ihn dann in seinen Dienst und bestellte ihn zum Herzoge in Norwegen. Als er darauf bei den Slaven den gewohnten Tribut durch Beamte eintreiben liess, wurden nicht nur seine Vögte erschlagen, sondern er wurde auch durch eine slavische Kriegsmacht in Jütland angegriffen; da überwand er aber sieben Könige auf einmal in der Schlacht und sicherte durch seinen Sieg das herkömmliche Anrecht auf Zins.

Inzwischen war Starkather alt und lebensmüde geworden, zu Kriegsfahrten und Kämpendienst taugte er nicht mehr; da wünschte er nicht seinen alten Ruhmesglanz durch das leidige Greisenalter zerstört zu sehen und hielt es für allein richtig, wenn er sich ein freiwilliges Ende bereite und seinen Tod nach eigenem Ermessen beschleunige. Er, der so oft mit hohem Ruhme gekämpft, hielt es für gemein, einen Strohtod zu sterben; er wollte lieber von einem edlen Manne getötet werden, um durch einen schönen Hingang sein vergangenes Leben mit einem Strahlenkranze zu schmücken, als auf den spätkommenden Todesstreich der Natur zu warten: so schimpflich galt es einst denen, die sich dem Kriegsleben ergeben, an einer Krankheit zu sterben[1]. Da er also schwach an Körper und das Licht seiner Augen erloschen, ein weiteres Leben ihm eine Last war, so trug er das Gold, das


  1. Bis hierher stimmt alles vortrefflich zu dem kommenden Gedichte, die nun folgende Prosa aber samt den Sätzen vor den Schlussversen (2738–15) und dem Nachberichte hinter den Versen passt zu dem Inhalte des Gedichtes durchaus nicht, widerspricht ihm sogar in mehreren Stücken. Offenbar hat Saxo zwei Berichte vor sich gehabt, und sein Gedicht giebt den edleren, seine Prosa den unedleren wieder.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_369.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)