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VIII. Starkather, Siward, Götar. 367


die Belohnung nicht zurückzuweisen. Da reichte ihm Starkather eifrig sein Schwert und hielt ihm tief gebeugt den Nacken hin; er solle nicht zaghaft den Todesstreich führen und nicht wie eine Frau mit dem Schwerte umgehen, er solle aber auch nach dem Todesstreiche, bevor die Leiche umfiele, schnell zwischen Kopf und Rumpf durchspringen, dann könne ihn keine Waffe fürder verwunden. Es ist nicht recht klar, ob er das gesagt hat, um seinen Mörder diese Gabe zu verschaffen oder ihn zu strafen; [274] 274es konnte nämlich kommen, dass, wenn er sprang, die Wucht des gewaltigen Körpers auf ihn fiel und ihn erdrückte. Hather also versetzte ihm einen kräftigen Hieb und schlug dem Alten den Kopf ab. Als der vom Rumpfe getrennt wurde und zur Erde fiel, biss er noch in eine Scholle, indem er die Wildheit des Sinnes in der Wut des sterbenden Mundes zu Tage treten liess. Den Sprung aber liess Hather vorsichtig sein, denn er fürchtete hinter der Verheissung eine böse List. Wenn er unbedacht gesprungen wäre, so hätte er vielleicht, von dem fallenden Rumpfe erdrückt, mit seinem eigenen Tode für die Erschlagung des Alten gebüsst. Jedoch ein so grosser Kämpe durfte nicht unbegraben auf dem Wege liegen: er liess die Leiche auf der Haide, die gemeinlich Roelung heisst, beisetzen.

Omund verschied, wie die Überlieferung berichtet, in ungestörtem Frieden und in tiefer Ruhe, mit Hinterlassung von zwei Söhnen und zwei Töchtern. Der älteste von ihnen, Sywardus, erbte das Reich, da der Bruder Buthlus noch sehr jung war. Zu dieser Zeit verliebte sich Götarus, der König von Schweden, sterblich in eine der Töchter Omunds auf das Gerücht von ihrer hervorragenden Schönheit hin und betraute den Ebbo, den Sohn des Sibbo mit einer Botschaft, um die Hand der Jungfrau zu erbitten. Dieser führte seinen Auftrag geschickt aus und brachte die angenehme Nachricht von ihrer Einwilligung zurück. Nun fehlte der Erfüllung des Wunsches nur noch die Hochzeit; diese wollte Götar nicht in der Fremde feiern und verlangte durch denselben Ebbo, den er schon vorher als Boten verwandt hatte, dass ihm die Verlobte herübergeschickt würde.

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_377.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)