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368 Achtes Buch.


Als nun Ebbo mit sehr kleinem Gefolge Halland durchzog, begab er sich eines Tages zu einem Bauernhofe, um da zu übernachten, wo zwei gegenüberliegende Behausungen zweier Brüder ein Fluss von einander schied. Diese Brüder hatten die Gewohnheit, die zu ermorden, denen sie bei sich Herberge gewährt hatten, indem sie ihr Räuberwesen schlau unter dem Deckmantel der Gastfreiheit zu verbergen verstanden. Sie hatten nämlich einen Balken, lang wie ein Kelterbaum und mit einem scharfen Eisen beschlagen, mit unbemerkbaren Schlingen oben an der Hausdecke aufgehängt; diesen Balken liessen sie zur Nachtzeit durch Lösung der Schlingen herabfallen und schnitten damit den darunterliegenden die Köpfe ab. Auf diese Weise hatten sie schon manchen Kopf mit ihrem Fallbeile abgetrennt. So richteten nun auch für Ebbo und seine Leute nach reichlich gebotenem Mahle die Diener das Lager bei dem Herde zu, um die dem Feuer zugekehrten Häupter durch den losgelassenen Balken heimtückisch abzusicheln. Als sie weggegangen waren, wies Ebbo, der die über ihren Häuptern hangende Vorrichtung bemerkt hatte, seine Leute an, sich schlafend zu stellen, aber die Körper in eine andere Lage zu bringen, indem er ihnen sagte, die Ortsveränderung würde ihnen sehr frommen. Es waren aber bei ihnen einige, [275] 275die nicht zu dem Gefolge des Ebbo gehörten; diese verachteten die Weisung, der die andern folgten und blieben ruhig liegen, wie sie gerade zu liegen gekommen waren. Aber im Dunkel der Nacht wurde nun die gewuchtige hangende Vorrichtung von den Handlangern der Tücke losgelassen. Aus den Schlingen, in denen es hing, losgemacht und mit grosser Wucht auf den Fussboden stürzend brachte es die darunter Liegenden zum Tode. Als nun die, welche die Aufgabe hatten die Schandthat auszuführen, Licht hereinbrachten, um sich von dem Verlaufe der Sache zu überzeugen, sahen sie, dass Ebbo, auf den hauptsächlich es abgesehen gewesen war, klug der Gefahr begegnet sei. Sie wurden sofort von ihm angefallen und büssten mit ihrem Blute. Auch Ebbo verlor seine Leute im Gemetzel, überschritt aber auf einem zufällig vorgefundenen Kahne den mit Eis

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_378.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)