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VIII. Snio. 383


nachdem sie einen guten Teil des Erdkreises durchzogen und ausgeplündert, weit und breit Verheerung gebracht hatten, suchten sie sich endlich in Italien feste Wohnsitze und setzten an Stelle der alten Bezeichnung des Volkes nun ihren Namen.

Inzwischen erhielt das dänische Land, da die Zahl der Bebauer geringer wurde, und die Spuren der Furchen sich mit Wildwuchs überzogen, allmählich das Aussehen eines Urwaldes; gleich als ob es den schönen, natürlichen Rasen absichtlich aufgegeben habe, bedeckte es sich mit rauhen, dichten nachwachsenden Wäldern. Das zeigt noch das gegenwärtige Aussehen seiner Felder: das, was einst fruchtbare Joche gewesen waren, das ist jetzt bestanden mit Bäumen, und wo einst Bauern den Boden tief umpflügten und die grossen Schollen zerkleinerten, da umfängt jetzt aufgewachsener Wald die Felder, die noch jetzt eine Spur der alten Bearbeitung bewahren. Wenn nicht diese Felder, wenn auch ohne Bebauer und in langer Vernachlässigung wüst, sich erhalten hätten, so hätten sie auch nicht eines Landstücks Scholle zwischen den vom Pfluge gezogenen Furchen und den zähhaftenden Wurzeln der Bäume teilen können[1]. Auch die Hügel, welche die Arbeit der Alten in Sorge für die Bestattung der Leichen auf dem ebenen Boden aufgeschüttet hatte, bedeckt jetzt dichter Wald. Man kann auch hier und da Haufen von Steinen mitten in den Wäldern sehen, welche Steine, dereinst über das ganze Ackerland zerstreut liegend, sorgliche Bauern auflasen und zu einzelnen Haufen zusammenwarfen, damit sie nicht dem Pflüger hinderlich sein sollten; sie wollten eben lieber ein kleines Stück Ackerland einbüssen, als das ganze Land schwierig für die Bearbeitung bleiben lassen. Daher lässt sich aus dem, was damals die Mühe der Bauern um der leichteren Bearbeitung der Felder willen geschaffen hat, der Schluss ziehen, dass die Bevölkerung in der älteren Zeit zahlreicher gewesen ist, als sie es später war; diese letztere, mit kleinen Ackerflächen zufrieden, lässt nun die Landarbeit weniger weit sich erstrecken, als nach den


  1. d. h. „es wäre alles Wald“.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_393.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)