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VIII. Gorm. 385


und kenne das Land, das man erforschen wolle. Er wies die Aufgabe nicht zurück, hiess gegen die ungemeine Wildheit des zu befahrenden Meeres tüchtige Schiffe bauen, die mit einer festeren Bauart, mehr Bändern und mehr Reihen von Nägeln, als gewöhnlich, hergerichtet werden müssten, sie dann mit reichlichem Mundvorrate anfüllen, oben aber mit Rindshäuten decken, welche die inneren Schiffsräume vor einer Durchnässung durch die einschlagenden Wogen schützen sollten. Dann wurde die Fahrt auf nur drei Schiffen unternommen; jedes fasste 100 auserlesene Mannen.

Als sie nun nach Halogia kamen, wurden sie vom günstigen Winde im Stiche gelassen und von der wechselnden Meeresströmung in stets ungewisser Seefahrt umhergetrieben. Schliesslich mussten sie, bei vollständigem Mangel an Lebensmitteln sogar des Brotes entbehrend, ihren Hunger mit ein wenig Mehlbrei stillen. Nach einigen Tagen hörten sie aus der Ferne das heulende Brausen eines Sturmwindes, wie wenn er die See über Klippen jagt. Sie schlossen auf die Nähe eines Landes, ein behender Mann musste als Ausguck die Spitze des Mastes erklimmen und meldete, dass eine Insel mit steilen Ufern in Sicht sei. Froh blickten alle nach der Richtung, die von ihm angedeutet wurde, mit erwartungsvollen Augen, sehnsüchtig ausschauend nach der Hilfe des verheissenen Gestades. Als sie endlich Zugang zu ihm gewannen, [287] 287arbeiteten sie sich auf steilen Pfaden durch die entgegentretenden Hügel hindurch auf den höher gelegenen Teil des Bodens. Da sagte Thorkill, von den Rindern, die auf dem Gestade in grosser Zahl umherliefen, dürfe man nicht mehr nehmen, als was für einmal zur Stillung des Hungers hinreiche; sonst würden die Landesgottheiten sie nicht wieder abfahren lassen. Aber die Seeleute, nur bedacht auf weitere Sättigung, hörten nicht auf das Geheiss, liessen den heilsamen Rat vor der Gier des Magens zurücktreten und befrachteten die geleerten Schiffsbäuche mit den Körpern von massenhaft geschlachteten Rindern. Diese waren deshalb sehr leicht zu fangen, weil sie bei dem ungewohnten Anblicke von Menschen ohne Scheu neugierig zusammengelaufen waren. In der folgenden

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_395.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)