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396 Achtes Buch.


günstigen Fahrwind, landete am vierten Tage in dem gesuchten Hafen, und als er mit seinen Genossen an das Land gegangen war, in welchem die Erscheinung beständiger Nacht den Wechsel von Licht und Dunkel ausschloss, wo die Augen nur mit Mühe vor sich hin sehen konnten, da erblickte er eine ungemein grosse Felsmasse. Die wollte er erforschen und befahl seinen Genossen, die draussen Wache halten sollten, Feuer aus Kieselsteinen zu schlagen und als ein gutes Schutzmittel gegen die bösen Geister am Eingange brennen zu lassen. Andere trugen ihm Licht vorauf, er trat gebückt in den engen Gang zu einem Hohlraume und erblickte überall eine Menge eiserner Sitze; Schlangen glitten ihm beständig um die Füsse. Darauf bot sich dem Auge ein ruhiges und auf Sandgrunde sanft fliessendes Wasser dar; das überschritt er und kam zu einer sich etwas tiefer senkenden Höhle; hinter ihr öffnete sich dem Besucher wiederum ein schwarzes, unsauberes Gemach. Hier erblickten sie den Utgarthiloki, Hände und Füsse waren mit ungeheuren, schweren Ketten belastet; seine stinkenden Haare waren so lang und so straff, dass sie Speerschäften glichen. Eins dieser Haare zog Thorkill mit angestrengter Hilfe seiner Gefährten aus dem Kinne des Utgarthiloki, ohne dass dieser es wehrte und bewahrte es auf, damit seine Thaten leichter Glauben fänden; sofort strömte ein so durchdringender Gestank auf die Umstehenden ein, dass sie nur atmen konnten, wenn sie sich die Nase mit dem Mantel zuhielten. Kaum hatten sie den Ausgang wieder erreicht, als sie von Schlangen, die von allen Seiten auf sie zuflogen, bespieen wurden. Nur fünf von den Leuten des Thorkill bestiegen das Schiff mit ihrem Führer, die andern wurden durch das Gift getötet. Es setzten ihnen aus der Luft wilde Geister zu und spieen ohn Unterlass auf sie giftigen Geifer. Aber die Schiffer hielten sich die Häute als Schirm vor und fingen den fallenden Giftsaft auf. Einer wollte hervorsehen, da wurde sein Kopf von dem Gifte getroffen und flog vom Nacken, wie vom Schwerte abgeschnitten. Ein anderer steckte seine Augen aus den Schirmen heraus und brachte die Höhlungen ohne Augensterne zurück; noch ein

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_406.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)