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VIII. Götrik. 401


Es begab sich inzwischen, dass Carolus, der König der Franken, das besiegte Deutschland nötigte, nicht nur das Christentum anzunehmen, sondern auch seine Herrschaft anzuerkennen. Da griff Götrik die Stämme an der Elbe an und versuchte die Sachsen, welche sich willig dem Joche Karls beugten und vom dänischen Reiche sich zum römischen gewandt hatten, wieder, wie früher, unter seine Herrschaft zu bringen. Karl war nach seinen Siegen über den Rhein zurückmarschiert und unterliess es deshalb, durch den Fluss gehindert, sofort dem eindringenden Feinde entgegenzutreten. Als er sich dann entschloss, den Fluss wieder zu überschreiten, um die Dänen niederzuwerfen, wurde er von Leo, dem Bischofe von Rom, zum Schutze der Stadt dahin gerufen; er gehorchte dem Rufe und überliess die Aufgabe, den Krieg gegen Götrik zu führen, seinem Sohne Pipinus; während er selbst gegen den Feind in der Ferne im Felde liege, sollte Pippin die gegen den Nachbar begonnene Kriegsunternehmung leiten; denn es war notwendig, dass er, [298] 298durch eine zwiefache Sorge in Anspruch genommen, durch eine Teilung der Mannschaft nach beiden Seiten hin Abhilfe schuf.

Inzwischen trug Götrik einen glänzenden Sieg über die Sachsen davon, sammelte dann von neuem seine Mannen und beschloss, mit einer bedeutend vermehrten Streitkraft den Schimpf des Verlustes der Herrschaft nicht allein an den Sachsen, sondern auch an dem ganzen Volke der Deutschen zu rächen. Zuerst besetzte er mit seiner Flotte Friesland. Dieses Land liegt sehr flach und, wenn die Deiche, welche die Fluten abwehren, durch das wütende Meer durchbrochen werden, ergiesst sich die ganze Masse der Überflutung über seine freien Felder. Den Friesen legte Götrik einen nicht eigentlich drückenden, aber ungewöhnlichen Zins auf. Dessen Art und Weise will ich kurz darlegen: zunächst wurde ein Gebäude errichtet, zweihundertvierzig Fuss lang,

  Morde erlegen musste; dass jeder Schwede für die Ermordung Refs eine Unze zahlt, ist wohl ein Zusatz Saxos (Ranisch, Die Gautrekssage [Berlin, 1900] LIV.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_411.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)