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402 Achtes Buch.


geteilt in zwölf Räume, deren jeder eine Tiefe von zwanzig Fuss hatte; die Verwendung des ganzen Raumes ergab also die obengenannte Gesamtlänge. Am Anfange dieses Gebäudes sass nun der königliche Schatzmeister, am anderen Ende ihm gegenüber wurde ein Rundschild aufgehängt. Wenn nun die Friesen den Zins entrichten wollten, so warfen sie ihre Geldstücke einzeln in die Höhlung dieses Schildes; nur diejenigen wurden von ihm für den Königszins auserlesen und berechnet, welche aus der Entfernung mit deutlichem, lautem Tone das Ohr des Steuererhebers trafen; nur die Münzen berechnete und nahm für den königlichen Schatz der Erheber ein, deren Auffallen auf den Schild sein Ohr aus der Ferne vernommen hatte; die Münze aber, deren Schall schwächer war und nicht bis in die Hörweite des Rechners drang, die wurde zwar auch für den Schatz eingenommen, aber sie liess die Summe nicht vorrücken. Wenn also mehrere geworfene Münzen das Ohr des Erhebers nicht mit deutlich wahrnehmbarem Schalle trafen, so verbrauchten die Friesen, ehe sie die Summe ihres Zinses erreichten, inzwischen viel Gold in wirkungsloser Zahlung. Von der Last dieses Zinses sollen sie später durch Karl befreit worden sein. Als Götrik Friesland durchzogen hatte und nach der Rückkehr Karls von Rom beabsichtigte, über die entfernteren Striche Deutschlands herzufallen, wurde er von einem seiner Mannen überfallen und fand seinen Tod durch das Schwert eines untreuen Landsmanns. Sein Tod war für Karl eine grosse Freude; er gestand, dass das Glück ihn durch nichts mehr hätte erfreuen können, als durch diesen Zufall.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)