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406 Neuntes Buch.


Mute in der jungfräulichen Brust, mit ihrem auf die Schultern fallendem Haare voran unter den tüchtigsten Streitern kämpfte. Alle bewunderten ihre unvergleichliche Kampfeshilfe, – denn das bis auf den Rücken hinabwallende Haupthaar verriet sie als Frau, – Regner aber forschte nach Niederwerfung des Mörders seines Grossvaters bei seinen Kriegsgefährten viel nach dem Mädchen, das er im Kampfe in den ersten Reihen gesehen hatte; er bekannte, dass er den Sieg der Kraft einer einzigen Frau zu danken habe. Als er erfuhr, das sie einem in Norwegen als edel geltenden Geschlechte entstamme, warb er nachdrücklich um sie durch eine Gesandtschaft. Sie verachtete zwar im Herzen die Werbung, stimmte aber zum Scheine zu. Als sie durch ihre trugvolle Antwort den verliebten Freier hatte glauben lassen, dass sein Wunsch erfüllt würde, da liess sie im Vorhofe ihres Palastes einen Bären mit einem Hunde zusammen anbinden, um durch diese wilden Tiere ihr jungfräuliches Gemach gegen alles Ungestüm des Liebhabers zu schützen. Regner aber bestieg, ermutigt durch die günstige Botschaft, ein Schiff, durchfuhr das Meer, hiess sein Gefolge in Gölerdal – so heisst ein Thal – zurückbleiben und begab sich allein zum Palaste der Jungfrau. Hier wurde er von den Bestien schlimm begrüsst, aber die eine durchbohrte er mit dem Speere, die andere fasste er bei der Kehle, drehte ihr den Hals um und erwürgte sie: so wurde die Jungfrau der Preis für die überwundene Gefahr. Aus dieser Ehe erwuchsen ihm zwei Töchter, deren Namen nicht überliefert sind und ein Sohn, Fridlewus; darauf feierte er drei Jahre.

Da man annahm, er werde immer bei der jungen Frau bleiben, bewogen die Jüten, ein unbotmässiger Menschenschlag, die Schonen zu einem Bündnisse und griffen die Seeländer an, die mit grosser Liebe an Regner hingen. [302] 302Auf die Nachricht hiervon setzte Regner dreissig Schiffe in stand, und nach günstiger Fahrt überraschte und schlug er die aufständischen Schonen bei der Ortschaft Whiteby; nach Ablauf des Winters kämpfte er glücklich mit den am Limfjord wohnenden Jüten. Als er ebenso zum dritten und vierten Male Schonen und Halland

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_416.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2022)