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imperii sui. xxxv., in nobis autem regnante domino nostro Jhesu Christo[1], deutet eher auf eine Nichtanerkennung der Reichshoheit hin.

Keinenfalls waren die Herzoge Reichsfürsten. Nennen sie sich vereinzelt noch im dreizehnten Jahrhunderte Fürsten von Pommern, so schliesst sich das an den ältern Titel an.[2] Allerdings wird den Herzogen auch von ihren Nachkommen, von Verwandten und Untergebenen[3], 1311 vom Deutschordensmeister der allgemeinere Titel illustris princeps gegeben[4]; auch in Urkunden der Markgrafen von Brandenburg wird der Herzog 1251 illustris, 1315 inclitus princeps genannt.[5] Viel gewichtiger ist es aber doch, wenn sich Stellen finden, in welchen sie absichtlich nicht als Fürsten bezeichnet zu sein scheinen. Es muss schon auffallen, wenn es 1269 in Urkunde des Markgrafen von Brandenburg, 1277 des Fürsten von Rügen einfach heisst: Dominus B. dux Slavorum[6], wie man einen Reichsfürsten schwerlich bezeichnete, während der Herrentitel für die slavischen Herrscher jener Gegenden oft gebraucht zu sein scheint, um den Fürstentitel zu meiden. Entscheidend sind denn aber Stellen, wo der Gegensatz bestimmt betont wird. In Urkunde des Klosters Walkenried 1263 heisst es: dominus B. dux de Stetyn, aber illustrissimi principes domini J. et O. marchiones de Brandenburg[7]; 1284 wird ein Vertrag geschlossen inter illustres principes dominos O. et C. marchiones Brandenburgenses – et viros nobiles dominum B. ducem Slavorum et dominum W. principem Ruyanorum; 1298 ist der Herzog von Stettin unter den als nobiles viri bezeichneten Zeugen einer brandenburgischen Urkunde; 1303 sagt der Bischof von Kamin: exceptis illustri principi domino H. marchione Brandenburgensi et nobilibus ducibus dominis B. et O. Sclavorum et Cassubie; 1310 der Fürst von Rügen: Presentibus testibus idoneis videlicet dicto W. de Brandenburg marchione et A. de Anhalt comite principibus; W. duce Stetinensi u.s.w.[8]

Um so auffallender ist es nun, dass kurz nachher, ohne dass wir von einer Erhebung wüssten, die Herzoge aufs bestimmteste als Reichsfürsten erscheinen. K. Ludwig gibt 1320 dem illustris Wratizlaus dux Slavorum princeps et affinis noster karissimus Aufschub zum Empfange seiner Reichslehen und fügt hinzu: medio etiam tempore nulli alteri dominio seu domino predictum W. subici volumus, eciam si de principe imperii provideremus marchie Brandenburgensi, praeterquam nobis et sacro Romano imperio.[9] Auch 1323 und 1328 nennt er die Herzoge illustres[10]; 1330 wird die inclita relicta illustris principis ducis Wartzlai zum Reichstage entboten[11]; in brandenburgischer Urkunde wird der Herzog von Stettin seit 1326 edeler furst genannt.[12]

  1. Dreger 40.
  2. Vgl. § 10.
  3. Dreger 97. 543. 549. Beckmann 1, 317.
  4. Voigt 2, 77.
  5. Dreger 335. Schöttgen et Kr. 3, 26.
  6. Riedel 1, 100. 129.
  7. Dreger 469.
  8. Riedel 1, 176. 218. 251. 290.
  9. Riedel 1, 462.
  10. Henneb. UB. 1, 95. Ludew. rel. 2, 286.
  11. Oefele 1, 758.
  12. Riedel 2, 31.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_247.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)